Definition: Ab wann spricht man von Frühgeburt?
Eine normale Schwangerschaft dauert etwa 40 Wochen. Von einer Frühgeburt (ICD-10-Code: P07.3) spricht man, wenn ein Baby vor Abschluss der 37. Schwangerschaftswoche (SSW) geboren wird – also mehr als drei Wochen vor dem errechneten Geburtstermin. Auch das Geburtsgewicht kann ausschlaggebend sein: Wenn ein Baby weniger als 2’500 Gramm wiegt, obwohl es termingerecht geboren wurde, spricht man ebenfalls von einer Frühgeburt.
Zwei Drittel aller Frühgeburten entstehen natürlich: Die Wehen setzen frühzeitig ein oder die Fruchtblase platzt. Bei einem Drittel der Frühgeburten wird die Geburt künstlich aufgrund einer Schwangerschaftskomplikation eingeleitet.
Späte Frühgeburt (32. bis 37. SSW)
Babys, die zwischen der 32. und 37. Schwangerschaftswoche geboren werden, nennt man auch späte Frühgeborene. Sie unterscheiden sich kaum von reif geborenen Kindern, sind allerdings etwas kleiner und leichter.
Frühe Frühgeburt (28. bis 32. SSW)
Von einer frühen Frühgeburt spricht man in den Schwangerschaftswochen 28 bis 32. Geläufig ist ebenfalls die Bezeichnung “Frühgeborene mit sehr niedrigem Geburtsgewicht”, die verwendet wird, wenn ein Baby bei der Geburt weniger als 1’500 Gramm wiegt. In der Regel werden diese Frühchen vor der 32. SSW geboren – also im achten Monat der Schwangerschaft.
Extrem frühe Frühgeburt (vor 28. SSW)
Frühgeborene mit extrem niedrigem Geburtsgewicht wiegen unter 1’000 Gramm und kommen in der Regel vor der 29. SSW zur Welt – also im siebten oder sogar sechsten Monat der Schwangerschaft.
Untergewichtige Termingeborene
Wenn ein Baby zwar pünktlich zum errechneten Geburtstermin geboren wird, aber trotzdem unter 2’500 Gramm wiegt, spricht man von “untergewichtigen Termingeborenen”. Diese Babys werden nach dem Mutterschutzgesetz ebenfalls zur Gruppe der Frühgeborenen gezählt.
Ab wann ist es keine Frühgeburt mehr?
Sobald ein Baby die 37. SSW abgeschlossen hat und bei der Geburt mehr als 2’500 Gramm wiegt, ist es keine Frühgeburt mehr.
Ab wann ist ein Baby bei einer Frühgeburt überlebensfähig?
Allgemein gilt, dass die 23. SSW vollendet sein muss, damit das Baby lebensfähig ist. In Deutschland werden deshalb alle Babys, die bei der Geburt die 24. SSW erreicht haben, intensivmedizinisch versorgt. Es gibt allerdings immer wieder Erfolgsgeschichten von Babys, die nach einer Frühgeburt in der 21., 22. oder 23. SSW überlebt haben und dabei ein besonders niedriges Geburtsgewicht von teilweise unter 500 Gramm haben. Das ist allerdings nicht die Norm. In Deutschland liegt die Überlebenschance für diese besonders kleinen Frühchen bei 20 bis 30 Prozent.
Die Überlebenschance hängt stark vom Geburtszeitpunkt und Gewicht ab. Bei Frühgeborenen, die nach 24 Schwangerschaftswochen geboren werden, besteht eine statistische Überlebenschance von 60 Prozent. Bei 28 abgeschlossenen Schwangerschaftswochen sind es bereits 90 Prozent.
Häufigkeit: Statistik für Frühgeburten in Deutschland und der Schweiz
Die Wahrscheinlichkeit für eine Frühgeburt liegt in Deutschland bei etwa acht Prozent. Bei etwa 800’000 Geburten pro Jahr sind das rund 64.500 Frühgeburten.
In der Schweiz sind die Zahlen ähnlich: Nach Angaben des Bundesamts für Statistik werden 7 von 100 Neugeborenen zu früh geboren.
Probleme bei einer Frühgeburt
Wenn ein Baby zu früh zur Welt kommt, ist es meistens noch nicht vollständig entwickelt. Je nachdem, wie viel zu früh es geboren wurde, kann das Baby unter Umständen noch nicht selbstständig atmen, trinken und die Körpertemperatur aufrechterhalten. Deshalb müssen Frühchen häufig beatmet und über eine Magensonde ernährt werden. In einem Inkubator (auch Brutkasten genannt) werden die Bedingungen, die das Baby aus dem Bauch der Mutter kennt, simuliert.
Folgende Komplikationen können ausserdem nach einer Frühgeburt auftreten:
- Elektrolyt-Mangel oder -Überfluss durch Unterentwicklung der Nieren
- Hirnblutungen
- Ansteckung mit Infektionskrankheiten durch unterentwickeltes Immunsystem
- Verdauungsprobleme
- Unterzuckerung
- Neugeborenengelbsucht
Ursachen: Warum kommt es zu einer Frühgeburt?
Es gibt diverse Ursachen, die eine Frühgeburt auslösen können. Häufig spielen mehrere Faktoren zusammen, sodass nicht eine einzige Ursache verantwortlich gemacht werden kann. Neben mütterlichen Ursachen wie Vorerkrankungen oder Schwangerschaftskomplikationen können auch demografische Faktoren wie etwa das Alter und sogar die Zahngesundheit das Risiko für eine Frühgeburt erhöhen.
Parodontitis und Frühgeburt
Da diese Ursache für eine Frühgeburt vielen Menschen nicht bekannt ist, nennen wir sie an erster Stelle: Frauen, die an einer Parodontitis leiden, haben ein erhöhtes Risiko für eine Frühgeburt. Was genau bedeutet das? Bei einer Parodontitis handelt es sich um eine Entzündung des Zahnhalteapparats: Das Zahnfleisch zieht sich zurück und bildet Zahnfleischtaschen. Die Zahnhälse werden sichtbar. Im fortgeschrittenen Stadium entwickelt sich der Kieferknochen ebenfalls zurück, sodass die Zähne locker sitzen und im schlimmsten Fall ausfallen.
Was in einer so stark vereinfachten Beschreibung furchtbar klingt, startet oft harmlos – und zwar mit einer Zahnfleischentzündung. Wenn wir uns nicht regelmässig und gründlich die Zähne mit Zahnbürste und Interdentalbürste putzen, bildet sich auf unseren Zähnen Zahnbelag, der sich zu Zahnstein verhärten kann und den wir mit einer Zahnbürste nicht mehr wegputzen können.
Dieser Belag ist der ideale Nährboden für Bakterien, die sich dort ungestört einnisten und vermehren können. Diese Bakterien sondern Stoffwechselprodukte, Säuren und Giftstoffe ab, die das Zahnfleisch angreifen. Besonders anfällig dafür ist der Übergang zwischen Zahn und Zahnfleisch. Ist das Zahnfleisch entzündet, erkennst du das häufig an Zahnfleischbluten. Eine einfache Zahnfleischentzündung ist nicht weiter tragisch. Gefährlich wird es allerdings, wenn sie nicht behandelt wird und sich weiter ausbreiten kann – bis sie sich zu einer Parodontitis weiterentwickelt hat. Um dem vorzubeugen, kann eine Spezialbürste zur Pflege des Zahnfleischsaums hilfreich sein, wie etwa die CS 1006 Single von Curaprox.
Und was hat das mit dem Thema Frühgeburt zu tun? In zahlreichen Studien wurde nachgewiesen, dass zahngesunde Mütter ein sehr geringes Risiko für eine Fehlgeburt haben, während Mütter, die ihr Kind zur früh zur Welt gebracht haben, überwiegend unter schweren Zahnfleischerkrankungen litten – für Parodontitis-Patientinnen ist das Risiko für eine Frühgeburt siebenmal so hoch wie für eine zahngesunde Frau. Grund für die häufigen Fehlgeburten bei schlechter Zahnfleischgesundheit kann ein erhöhter Anteil an körpereigenen Abwehrstoffen im Blut sein.
Diese Erkenntnis ist besonders wichtig, da viele Frauen während der Schwangerschaft durch die Hormonumstellung und die Auflockerung des Gewebes häufiger an Zahnfleischentzündungen leiden.
Gut zu wissen:
Du willst wissen, wie du deine Zähne und dein Zahnfleisch während der Schwangerschaft vor Zahnfleischentzündungen und Parodontitis schützen kannst? Hier haben wir wichtige Tipps für dich gesammelt:
Infektionen und Schwangerschaftskomplikationen
Eine aufsteigende bakterielle Entzündung aus der Scheide oder den Harnwegen kann ebenfalls eine Frühgeburt auslösen.
Auch weitere Schwangerschaftskomplikationen können dazu führen. Zum Beispiel:
- Gebärmutterfehlbildungen
- Frühzeitiges Ablösen der Plazenta
- Gebärmutterhalsschwäche
- Fehlbildung des Kindes
Falls du dich fragst, ob eine Symphysenlockerung eine Frühgeburt auslösen kann, können wir dich beruhigen: Während der Schwangerschaft kann sich der Knorpel, der die rechte und linke Beckenhälfte verbindet, um bis zu 4 Millimeter erweitern. Das führt zwar zu starken Schmerzen im Bereich des Schambeins, ist aber für die Entwicklung des Kindes ungefährlich.
Erkrankungen
Folgende Erkrankungen der Mutter können eine Frühgeburt begünstigen:
- Bluthochdruck
- Diabetes
- Nieren- und Lebererkrankungen
- Herzerkrankungen
- Funktionsstörungen der Schilddrüse
Zahlreiche Studien haben ebenfalls festgestellt, dass durch Corona die Zahl der Frühgeburten stark angestiegen ist. Laut einer israelischen Studie haben Frauen, die sich nach der 34. SSW mit Corona infizieren, ein siebenfach erhöhtes Risiko für eine Frühgeburt.
Medizinische Vorgeschichte
Hat eine Frau beim ersten Kind eine Frühgeburt erlebt, besteht ein Wiederholungsrisiko für das zweite Kind. Nach einer Früh- oder Fehlgeburt schätzen Mediziner:innen eine Schwangerschaft häufig als Risikoschwangerschaft ein. Das ist prinzipiell kein Grund zur Panik und bedeutet lediglich, dass Betroffene gut auf sich achten und sich an die Empfehlungen des medizinischen Fachpersonals halten sollten. Die Bezeichnung Risikoschwangerschaft wird auch bei den bereits erwähnten möglichen Ursachen für eine Frühgeburt verwendet.
Mehrlingsschwangerschaften
Bei Zwillingsschwangerschaften sind Frühgeburten besonders häufig. Das durchschnittliche Alter bei der Geburt von Zwillingen liegt bei 36 Schwangerschaftswochen – bei Drillingen sind es 32 SSW und bei Vierlingen 31 SSW. Wenn drei oder mehr Babys sich den Bauch der Mutter teilen müssen, ist die Frühgeburt unvermeidbar – es gibt einfach nicht genug Platz für die vollständige Entwicklung.
Lebensstil
Es ist allgemein bekannt, dass ein ungesunder Lebensstil negative Auswirkungen auf eine Schwangerschaft hat. Rauchen und Alkohol- oder Drogenkonsum können nicht nur die Entwicklung des Kindes beeinträchtigen, sondern auch das Risiko für eine Frühgeburt erhöhen. Auch stark über- oder untergewichtige Frauen und Frauen, die schwere körperliche Arbeit während der Schwangerschaft verrichten, haben ein höheres Risiko für eine Frühgeburt.
Interessant: Eine globale Studie der Weltgesundheitsorganisation aus dem Jahr 2014 zeigt, dass Rauchverbote in öffentlichen Gebäuden (also auch am Arbeitsplatz) in den USA und Europa die Anzahl der Frühgeburten signifikant senken konnten.
Demografische Faktoren
Auch das Alter kann ein Risikofaktor sein: Bei Frauen unter 18 oder über 35 besteht ein erhöhtes Risiko für eine Frühgeburt.
Frühgeburt durch Hitze
Überraschenderweise kann sogar das Wetter Einfluss auf den Geburtszeitpunkt nehmen: An besonders heissen Tagen – und auch am Folgetag – werden besonders viele Babys geboren. Zu dieser Erkenntnis kamen Wissenschaftler:innen, als sie die Wetterdaten und Geburtenraten in den USA von 1969 bis 1988 verglichen.
Frühgeburt durch Stress
Starker Stress kann frühzeitig Wehen auslösen und so zu einer Frühgeburt führen. Dabei ist es egal, ob er durch Konflikte im privaten Umfeld, Beziehungsprobleme, Belastung im Beruf oder finanzielle Sorgen verursacht ist. Viele Frauen leiden auch unter einer Mehrfachbelastung, weil sie versuchen, Familie, Haushalt und Beruf unter einen Hut zu bringen.
Gut zu wissen:
Um eine Frühgeburt durch Stress zu vermeiden, werden im dritten Trimester in der Regel keine zahnärztlichen Behandlungen durchgeführt. Falls eine Zahnbehandlung notwendig sein sollte, wählen Zahnärzt:innen dafür am liebsten das zweite Trimester.
Ist das Risiko für Frühgeburten vererbbar?
Tatsächlich scheint es eine erbliche Komponente beim Risiko einer Frühgeburt zu geben: Frauen, die entweder selbst zu früh geboren wurden oder ein Geschwisterkind haben, das durch eine Frühgeburt zur Welt kam, haben ein 50 bis 60 Prozent höheres Risiko für eine Frühgeburt. Woran genau das liegt, ist bisher nicht bekannt.
Kann Leinöl eine Frühgeburt auslösen?
Die Expert:innenwelt ist sich bei dieser Frage nicht einig. Es gibt wissenschaftliche Studien, die Hinweise darauf geben, dass Leinöl das Risiko für eine Frühgeburt erhöhen könnte. Erwiesen ist das allerdings bisher nicht. Wenn du auf der sicheren Seite sein möchtest, kannst du während der Schwangerschaft vorsichtshalber auf Leinöl verzichten. Lass dich diesbezüglich am besten von deiner Frauenärztin oder deinem Frauenarzt beraten.
Mögliche Folgen einer Frühgeburt
Da bei einer Frühgeburt wichtige Entwicklungszeit im Mutterleib verloren gegangen ist, können gleichaltrige Kinder einen Entwicklungsvorsprung haben. Frühgeborene benötigen häufig einige Jahre, um diesen Vorsprung aufzuholen. So gibt es im Alter von drei oder fünf Jahren oft noch grosse Unterschiede zwischen Frühgeborenen und Termingeborenen. Mit acht Jahren ist der körperliche Entwicklungsstand aber in der Regel ähnlich – zumindest wenn es nicht zu einer Hirnblutung nach der Geburt gekommen ist.
Bei Spätfolgen durch eine Frühgeburt gilt ein einfacher Grundsatz: Je später ein Kind geboren wurde, desto geringer ist die Wahrscheinlichkeit, dass es zu schwerwiegenden Spätfolgen kommt. Bei Frühgeborenen mit extrem geringem Geburtsgewicht (unter 1000 Gramm) ist die Wahrscheinlichkeit, eine körperliche Behinderung oder kognitive Beeinträchtigungen zu entwickeln also deutlich grösser. 25 Prozent der extrem früh geborenen Kinder zeigen Anzeichen von Autismus. Auch eine Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung (ADHS) und Lernbehinderungen wie Lese-Rechtschreibschwäche oder Rechenschwäche sind bei extrem frühgeborenen Kindern häufig.
Laut einer US-amerikanischen Studie leiden 50 Prozent der Kinder mit einem Geburtsgewicht von unter 1000 Gramm im Alter von acht Jahren unter einer Lernbehinderung. Eine weitere Studie hat festgestellt, dass frühgeborene Kinder im Alter von acht Jahren doppelt so häufig unter Asthma leiden (21 Prozent vs. 9 Prozent in der Kontrollgruppe), 5-mal so häufig motorische Störungen haben (47 Prozent vs. 10 Prozent) und 2,5-mal so häufig einen Intelligenzquotienten unter 85 haben (38 Prozent vs. 15 Prozent). Es kann ausserdem zu Seh- und Hörbehinderungen, Krampfanfällen und chronischen Lungenproblemen kommen.
Spätfolgen einer Frühgeburt im Erwachsenenalter
Auch im Erwachsenenalter sind Langzeitfolgen zu erwarten: Frühgeborene sind häufiger in therapeutischer Behandlung – zum Beispiel in der Physiotherapie, Logopädie oder Ergotherapie. Auch auf sozialer und psychischer Ebene hat die Frühgeburt Langzeitfolgen: Kinder, die bei der Geburt weniger als 1’500 Gramm wiegen, sind im Erwachsenenalter häufiger ängstlich und unsicher als ihre termingeborenen Altersgenoss:innen und leiden auch häufiger unter Depressionen und Angststörungen. Sie scheuen sich häufig vor sozialen Kontakten und Herausforderungen und haben Kommunikationsschwierigkeiten. Das zeigt sich auch im Sexualleben: Bei einer Befragung von 200 Personen im Alter von 26, die zu früh geboren wurden, gaben 25 Prozent an, noch keine sexuellen Erfahrungen zu haben – bei den Termingeborenen waren es weniger als ein Prozent.
Psychische Folgen für die Eltern
Eine Frühgeburt ist für Eltern eine grosse Belastung. Sie machen sich nicht nur Sorgen um das Wohl ihres kleinen Babys, sondern haben oft Schuldgefühle und das Gefühl, versagt zu haben – auch wenn sie tatsächlich keinerlei Schuld für die Frühgeburt tragen. Dazu kommt die Belastung der Betreuung des Frühchens – insbesondere wenn es weitere Kinder gibt, die betreut werden müssen. Viele Eltern fühlen sich durch eine Frühgeburt auch überfordert, weil ihnen plötzlich Zeit fehlt und sie sich noch nicht auf die Geburt eingestellt hatten. Aufgrund dieser zahlreichen Belastungsfaktoren erkranken Eltern von Frühchen häufiger an Depressionen und Angststörungen. Auch postnatale Depressionen kommen bei Müttern, die eine Frühgeburt erlebt haben, häufiger vor als bei Müttern, die eine normale Schwangerschaftsdauer hatten.
Warnzeichen: Woran erkenne ich eine drohende Frühgeburt?
Viele Frauen haben Angst vor einer Frühgeburt. Umso wichtiger ist es, die ersten Symptome zu kennen: Das deutlichste Anzeichen einer Frühgeburt ist das frühzeitige Einsetzen der Wehen. Achte dabei darauf, ob die Wehen länger als eine Stunde dauern, im Abstand von fünf bis zehn Minuten auftreten und länger als 30 Sekunden dauern. Falls das der Fall ist, solltest du deiner Hebamme oder deinem Arzt beziehungsweise deiner Ärztin Bescheid sagen und dich in ein Krankenhaus begeben.
Ein weiteres Anzeichen für eine Frühgeburt ist das frühzeitige Platzen der Fruchtblase. Wenn du spürst, dass Wasser abgeht – entweder in Form von Tröpfchen oder wie ein Schwall – solltest du dich ebenfalls ins Krankenhaus begeben.
Blutungen können ein Anzeichen dafür sein, dass sich die Plazenta frühzeitig ablöst. Das sollte ebenfalls umgehend medizinisch untersucht werden.
Untersuchungen bei einer drohenden Frühgeburt
Neben einer körperlichen Untersuchung können folgende Untersuchungsmethoden im Krankenhaus zum Einsatz kommen:
- Ultraschalluntersuchung zur Überprüfung von Lage, Grösse und Gewicht des Babys sowie Ermittlung der Fruchtwassermenge und Sitz der Plazenta
- Abstrich zur Überprüfung auf Keime
- Überprüfung der Herztöne des Babys und der Wehentätigkeit (Kardiotokographie)
Frühgeburt: Behandlung
Wenn eine Frühgeburt bevorsteht, gibt es zwei Szenarien:
1. Die Geburt wird zugelassen, weil das Fruchtwasser bereits geplatzt ist oder die Plazenta bereits abgegangen ist oder das Baby allgemein gute Überlebenschancen hat. Falls die Wehen zu diesem Zeitpunkt noch nicht eingetreten sind und sich der Muttermund nicht geöffnet hat, wird die Geburt eingeleitet.
2. Das Baby ist noch nicht bereit für die Geburt und das medizinische Fachpersonal versucht, die Geburt therapeutisch hinauszuzögern. In dem Fall muss die werdende Mutter Bettruhe einhalten und bekommt gegebenenfalls wehenhemmende Medikamente. Diese Medikamente können zwar die Ursache der Wehen nicht behandeln, verschaffen der werdenden Mutter und dem Baby aber etwas dringend benötigte zusätzliche Zeit. So kann die Mutter in ein Perinatalzentrum, das auf Frühgeburten spezialisiert ist, verlegt werden. Ausserdem werden in dieser Situation häufig Glukokortikoide verabreicht, die den Lungenreifeprozess beschleunigen und das Risiko für Hirnblutungen, Atemnotsyndrom und nekrotisierende Enterokolitis reduzieren.
Falls sich der Muttermund bereits geöffnet hat und der Gebärmutterhals bereits verkürzt ist, können Ärzt:innen bis zur 23. SSW eine Cerclage durchführen und den Gebärmutterhals künstlich verschliessen.
Kaiserschnitt oder natürliche Geburt?
Etwa die Hälfte der Frühgeborenen werden in westlichen Ländern über einen Kaiserschnitt geboren. Lange Zeit nahm man an, dass diese Geburtsform für die besonders kleinen und schwachen Babys schonender wäre. Allerdings stellten US-amerikanische Forscher:innen das Gegenteil fest: Frühgeborene, die über einen Kaiserschnitt das Licht der Welt erblickten, müssen häufiger bei der Atmung unterstützt werden als Babys, die sich durch den vaginalen Geburtskanal “gekämpft” haben. Grund dafür könnte sein, dass die Atemwege durch die Enge des Geburtskanals “freigepresst” werden.
Neuroprotection
Bei einer Frühgeburt zwischen der 24. und 32. SSW kann die werdende Mutter einige Stunden vor der Geburt Magnesiumsulfat in Form einer Infusion erhalten. Diese Massnahme nennt man auch Neuroprotektion. Dadurch soll das Risiko einer Fehlbildung des Gehirns, die Bewegungsstörungen und Muskelsteife verursacht, reduziert werden (Cerebralparese).
Brutkasten
Viele Babys, die durch eine Frühgeburt auf die Welt kommen, müssen zunächst einige Zeit in einem Brutkasten (auch Inkubator genannt) verbringen. Dort werden die Verhältnisse im Mutterbauch simuliert und die Organfunktionen überwacht und unterstützt. Viele frühgeborene Babys sind noch nicht in der Lage, ihre Körpertemperatur zu regulieren und benötigen Unterstützung bei der Atmung und Nahrungsaufnahme. Im Brutkasten findet das Baby gleichbleibende Temperatur und Luftfeuchtigkeit sowie Schutz für das noch nicht ausreichend entwickelte Immunsystem.
Die Känguru-Methode
Eine Frühgeburt ist sowohl für das Baby als auch für die Eltern ein Einschnitt und traumatisches Erlebnis. Um die emotionale Bindung zwischen Eltern und Kind zu stärken und dem Baby ein Gefühl der Sicherheit und Geborgenheit zu geben, werden Frühchen für mehrere Stunden am Tag nur mit einer Windel bekleidet auf die nackte Brust der Mutter oder des Vaters gelegt. So kann das Baby den vertrauten Herzschlag hören und den Körperkontakt geniessen. Das sogenannte Känguruhen ist nicht nur eine schöne Kuscheleinheit, die einen positiven psychologischen Effekt hat. Es verbessert auch nachweislich den Gesundheitszustand und die Entwicklung des Frühchens.
So früh wie möglich Muttermilch
Die Muttermilch von Müttern, die eine Frühgeburt erlebt haben, enthält eine besonders hohe Konzentration an wichtigen Nährstoffen und versorgt das Baby zusätzlich mit Abwehrstoffen. Deshalb ist es wichtig, dass das Baby so früh wie möglich Muttermilch bekommt. Häufig sind Frühgeborene allerdings nicht in der Lage, selbst zu trinken. Dann müssen Mütter die Milch abpumpen und das Baby bekommt sie über eine Magensonde. Wenn das Baby noch nicht in der Lage ist, Muttermilch zu verdauen, erhält es zunächst eine Mischung aus Wasser und Zucker. Es ist ein wichtiger Meilenstein, wenn das frühgeborene Baby endlich direkt an der Brust der Mutter gestillt werden kann.
Welche Unterstützungsmöglichkeiten gibt es bei Frühgeburten?
Eine Frühgeburt ist ein Einschnitt, den Eltern erst einmal verarbeiten müssen. Deshalb werden sie bereits während des Krankenhausaufenthalts von Fachkräften aus der Kinderpflege, Medizin und Geburtshilfe unterstützt und erhalten Anleitungen für das Alltagsleben mit dem frühgeborenen Baby. Eltern können ausserdem bei ihrer Krankenkasse einen Antrag auf Kostenübernahme für gewisse Unterstützungen stellen. Dazu zählen zum Beispiel häusliche Kinderkrankenpflege und auch Haushaltshilfe oder die Unterstützung einer Tagesmutter zur Betreuung von weiteren Kindern, während des Krankenhausaufenthalts.
Auch bei den gesetzlichen Leistungen wird die Frühgeburt berücksichtigt: So verlängert sich in Deutschland der Mutterschutz und auch der Bezug von Mutterschaftsgeld bei einem Geburtsgewicht von weniger als 2’500 Gramm von 14 auf 18 Wochen. Die Bescheinigung über die “medizinische Frühgeburt” wird von der Klinik ausgestellt und muss beim Arbeitgeber eingereicht werden.
Wenn das Baby nach der Frühgeburt im Krankenhaus bleiben muss und es aus medizinischer Sicht notwendig ist, dass beide Elternteile anwesend sind, können Väter unbezahlten Sonderurlaub nehmen und bei der Krankenkasse einen Antrag auf Nettoersatzzahlungen stellen. Ähnlich wie bei einer Krankschreibung stellen Ärzt:innen eine Bescheinigung aus, die bei der Krankenkasse eingereicht werden muss. Für diese Zeit übernimmt dann die Krankenkasse die Zahlung des entgangenen Nettolohns.
Ausserdem gibt es eine verlängerte Elternzeit bei einer Frühgeburt, damit Eltern mehr Zeit für das Kind haben. Je nachdem wie viel zu früh das Baby geboren wurde, stehen Eltern ein bis vier Monate zusätzliches Basiselterngeld zu, das auch in Elterngeld Plus umgewandelt werden kann. Um die Elternzeit bei einer Frühgeburt zu berechnen, gelten in Deutschland folgende Regeln:
- Ein zusätzlicher Monat Basiselterngeld bei einer Geburt mindestens sechs Wochen vor dem Termin
- Zwei zusätzliche Monate Basiselterngeld bei einer Geburt mindestens acht Wochen vor dem Termin
- Drei zusätzliche Monate Basiselterngeld bei einer Geburt mindestens zwölf Wochen vor dem Termin
- Vier zusätzliche Monate Basiselterngeld bei einer Geburt mindestens 16 Wochen vor dem Termin
5 Tipps zur Prävention: Wie kann ich eine Frühgeburt verhindern?
Wie du bereits weisst, kann eine Frühgeburt die Entwicklung des Kindes negativ beeinflussen. Deshalb ist es besonders wichtig, das Risiko für eine Frühgeburt so gering wie möglich zu halten und die Risikofaktoren, auf die wir Einfluss nehmen können, zu minimieren.
1. Vorsorgeuntersuchungen wahrnehmen und Schutzmassnahmen ergreifen
Nimm unbedingt die Vorsorgeuntersuchungen während der Schwangerschaft wahr. Falls du eine Risikoschwangerschaft hast, können vorbeugende Massnahmen ergriffen werden, um eine Frühgeburt zu vermeiden: So kann die Gabe des Hormons Progesteron beispielsweise das Risiko einer erneuten Frühgeburt reduzieren, wenn du bereits eine Frühgeburt hattest. Im Zuge einer Muttermundverschluss-Operation kann der Muttermund komplett verschlossen werden. So können keine Bakterien in die Gebärmutter eindringen und eine Frühgeburt auslösen. Bei dieser sogenannten Cerclage wird ein Band um den Gebärmutterhals gelegt.
Auch ein Pessar kann das Risiko für eine Frühgeburt reduzieren – besonders bei Mehrlingsschwangerschaften und Muttermundschwäche. Dabei setzt eine Frauenärztin oder ein Frauenarzt ein ringförmiges medizinisches Hilfsmittel zur Stabilisierung des Muttermundes ein.
2. Auf Alkohol, Tabak & Co. verzichten
Ein gesunder Lebensstil ist die Voraussetzung für eine gesunde Schwangerschaft. Verzichte während der Schwangerschaft unbedingt auf Alkohol, Tabak und andere Drogen, um die Entwicklung deines Kindes nicht negativ zu beeinflussen und das Risiko für eine Frühgeburt nicht unnötig zu erhöhen.
3. Intimbereich pflegen
Infektionen im Intimbereich können eine Ursache für eine Frühgeburt sein. Deshalb ist es wichtig, dass du Wert auf eine gute Intimpflege legst. Aber Achtung: Du solltest damit auch nicht übertreiben. Die natürliche Vaginalflora schützt vor Krankheitserregern. Wenn du sie mit ungeeigneten aggressiven Pflegeprodukten reinigst, störst du das Gleichgewicht und richtest womöglich Schaden an. Verwende milde Intimpflegeprodukte und lass dich gerne von deiner Frauenärztin, deinem Frauenarzt oder deiner Hebamme beraten. Ausserdem wichtig: Synthetische Unterwäsche kann Infektionen auslösen und bietet idealen Nährboden für Bakterien und Pilze. Verwende also lieber Unterwäsche aus Baumwolle oder Seide.
4. Stress reduzieren und Hilfe suchen
Stress ist ebenfalls ein Risikofaktor für eine Frühgeburt. Gerade in der Schwangerschaft ist “Stress reduzieren” vielleicht leichter gesagt als getan – schliesslich hast du jede Menge Termine, bereitest dich auf die Ankunft des Babys vor, versuchst Beruf, Familie und Freunde unter einen Hut zu bringen und hast womöglich noch mit körperlichen Beschwerden zu kämpfen. Allerdings solltest du dich in dieser Zeit wirklich auf dein psychisches Wohlbefinden konzentrieren und dir so viele Auszeiten wie möglich gönnen. Im Idealfall unterstützen dich dein Partner oder deine Partnerin, deine Familie und deine Freunde. Scheue dich nicht, nach Hilfe zu fragen, wenn du dich überfordert fühlst. Es gibt auch soziale Hilfsangebote für Schwangere, die du nutzen kannst.
5. Auf Zahnpflege achten
Du weisst bereits: Parodontitis erhöht ebenfalls das Risiko einer Frühgeburt. Deshalb solltest du unbedingt auf eine gründliche Zahnpflege achten und bestehende Probleme mit Zähnen und Zahnfleisch idealerweise schon vor der Schwangerschaft beheben. Falls du bereits schwanger bist und bisher nicht beim Zahnarzt warst, solltest du dir schnell einen Termin geben lassen, um dich durchchecken zu lassen.
Auch eine professionelle Zahnreinigung ist während der Schwangerschaft sinnvoll. Um deine Zähne und dein Zahnfleisch gut zu schützen, solltest du deine Zähne zweimal täglich etwa drei Minuten lang putzen. Ideal ist eine weiche Zahnbürste (wie zum Beispiel die CS 5460 von Curaprox), um das durch die Schwangerschaft besonders empfindliche Zahnfleisch zu schonen. Mit einer fluoridhaltigen Zahnpasta (zum Beispiel der ‘Be you’ Zahnpasta von Curaprox) schützt du deine Zähne nicht nur vor Karies, sondern auch vor der aggressiven Magensäure, mit der deine Zähne häufig in Kontakt kommen, falls du unter Morgenübelkeit und dem damit verbundenen Erbrechen leidest.
Gut zu wissen:
Was musst du noch über die richtige Zahnpflege in der Schwangerschaft wissen? Wir haben die 10 wichtigsten Tipps für dich zusammengefasst:
Quellen
AWMF online: Leitlinie Frühgeburt. Was Sie als werdende Eltern wissen sollten und Frühgeborene an der Grenze der Lebensfähigkeit
Aerzteblatt.de: COVID-19: Infektion in der Spätschwangerschaft kann Frühgeburt auslösen, Frühgeburten: Psychische Folgen für die Mutter, Frühgeburten: Psychische Folgen für die Mutter and Zervix-Pessar kann Frühgeburt verhindern
Bayerisches Staatsministerium für Familie, Arbeit und Soziales: Frühgeborene
Berger, R. et al: Neuroprotektion bei Frühgeborenen, in: Die Gynäkologie. 2014.
Federal Ministry for Family Affairs, Senior Citizens, Women and Youth: Frühgeborene, on: familienportal.de.
Bundesverband Das frühgeborene Kind: Infos für Eltern and Allgemeine Infos
Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung: Wenn ein Kind unreif zur Welt kommt, at: kindergesundheit-info.de.
Frauenärzte im Netz: Corona-Infektion im 3. Schwangerschaftsdrittel kann Frühgeburt auslösen
Gesund.bund.de: P07.3: Sonstige vor dem Termin Geborene
Gaßmann, Georg: Parodontitis in der Schwangerschaft: Erhöhtes Risiko für Frühgeburt, on: zwp-online.info.
Paediatricians on the net: Frühgeborene: Allgemeines.
Kyvernitakis, I.: Drohende Frühgeburt: wann Cerclage – wann Pessar – wann Progesteron?, in: gynäkologische praxis. 2017.
Melzer, Martina: Leinsamen, on: apotheken-umschau.de.
Public Health Portal Austria: Frühgeburt
Regiomed: High-risk pregnancy: Sicher ist sicher – Risiken vermeiden
Schmelz, Andrea: Zahnfleischentzündungen erhöhen das Risiko für eine Frühgeburt, on: elternwissen.com.
Schweizerische Gesellschaft für Gynäkologie und GeburtshilfeMagnesiumsulfat zur fetalen Neuroprotektion bei drohender Frühgeburt.
Süddeutsche: Symphysenlockerung in der Schwangerschaft
Federal Statistical Office: Bevölkerung. Geburten, at: destatis.de
Swissmom: Kaiserschnitt ist bei Frühgeburt nicht schonender
University Hospital Zurich: Frühgeburt
Vonzun, Ladina: Mehrlinge, in: Die Gynäkologie. 2023.
Zahn, Angelika: Elterngeld bei Frühchen: Auf dieses Extra habt ihr Anspruch, on: familie.de.
Alle Websites letztmals aufgerufen am 24.02.2024.