Definition: Was ist Zähneknirschen?
Der lateinische Fachbegriff für Zähneknirschen lautet Bruxismus. In der Klassifikation nach ICD-10 fällt das Phänomen unter “Sonstige somatoforme Störungen” (F45.8) und “Sonstige Schlafstörungen” (G47.8). Aber was genau ist Zähneknirschen eigentlich?
Beim Zähneknirschen pressen Betroffene die Zähne unbewusst aufeinander und reiben sie gegeneinander. Dabei üben sie einen zehnmal so grossen Druck wie beim Kauen aus – bis zu 480 Kilogramm pro Quadratzentimeter und das bis zu 45 Minuten am Tag! Der Druck reibt auf die Dauer den Zahnschmelz ab und verursacht starke Zahnprobleme. Expert:innen sprechen hier von einer Parafunktion, weil die Aktivität des Kiefers keinen eigentlichen Zweck erfüllt – wie etwa beim Kauen.
Zähneknirschen im Schlaf und am Tag
Zu Zähneknirschen kommt es meistens nachts, wenn du schläfst. Dabei spricht man von Schlafbruxismus oder nächtlichem Bruxismus. In der Regel bemerken Menschen, die mit den Zähnen knirschen, selbst nichts von ihrer nächtlichen Kieferaktivität – die Person neben ihnen im Bett allerdings schon.
Zähneknirschen kann aber auch tagsüber auftreten – vor allem, wenn du unter grossem Stress stehst. In dem Fall spricht man von Wachbruxismus oder diurnalem Bruxismus. Betroffene beissen dann unterbewusst die Zähne stark zusammen.
Zentrischer und exzentrischer Bruxismus
Ausserdem unterscheiden Expert:innen zwischen zentrischem und exzentrischem Bruxismus. Beim zentrischen Bruxismus pressen Betroffene ihre Zähne mit gewaltiger Kraft zusammen – allerdings ohne Reibung. Das typische Knirschgeräusch tritt nur beim exzentrischen Bruxismus auf, wenn Betroffene die Zähne aneinander reiben.
Zähneknirschen bei Kindern und Babys
Bei Babys und Kleinkindern ist Zähneknirschen nachts kein Grund zur Sorge. Tatsächlich gehört es zur natürlichen Entwicklung und hat den Zweck, das Gebiss zu formen. Das Zähneknirschen im Schlaf bei Kindern hilft den Milchzähnen dabei, ihren Platz im Mund zu finden und schleift die Kauflächen ab. Es beginnt bei 50 Prozent der Babys bereits im zehnten Lebensmonat. Solange dein Kind Milchzähne hat, ist Zähneknirschen in der Nacht unbedenklich. Zahnärzt:innen nennen diesen Vorgang auch “Zähne einbeissen”.
Anders sieht es allerdings bei Schulkindern aus. Sobald die bleibenden Zähne durchgebrochen sind, sollte mit dem Zähneknirschen Schluss sein. Wenn dein Kind allerdings weiterhin mit den Zähnen knirscht, ist das ein Anzeichen für Stress und psychische Belastung – genau wie bei Erwachsenen.
Symptome: Wie erkenne ich Zähneknirschen?
Da Zähneknirschen vollkommen unbewusst stattfindet, wissen Betroffene oft nicht, dass sie überhaupt betroffen sind. Der erste Hinweis kommt oft vom Partner, der in der Nacht von den Knirschgeräuschen geweckt wird. Es gibt allerdings auch einige Anzeichen, anhand derer du erkennen kannst, dass du im Schlaf mit den Zähnen knirschst.
Wie bemerkst du Zähneknirschen?
- Du hast beim Aufwachen Zahnschmerzen oder Schmerzen in der Kaumuskulatur und ein verspanntes Kiefergelenk.
- Du wachst mit Kopf- und Nackenschmerzen auf.
- Obwohl du lange genug geschlafen hast, fühlst du dich wie gerädert.
- Du hast kleine Schleifspuren und Risse am Zahnschmelz.
- Deine Kauflächen sind glattpoliert.
- Deine Zähne sind besonders schmerzempfindlich.
Craniomandibuläre Dysfunktion (CMD)
Bei 20 bis 30 Prozent der Schlafbruxismus-Patient:innen tritt Zähneknirschen zusammen mit Schmerzen im Mund und Gesicht auf. Dann spricht man von Craniomandibulärer Dysfunktion (CMD). Das ist ein Sammelbegriff für diverse Fehlfunktionen des Kiefers, die einerseits zu Zähneknirschen führen, anderer seits bis in den Rücken ausstrahlen können und auch dort Schmerzen verursachen können. CMD kann sogar Tinnitus auslösen, sodass du ständig ein Geräusch hörst.
Der Kiefer gilt als stärkstes Gelenk im menschlichen Körper und hat über Muskeln und Nerven eine Verbindung zu Rücken, Nacken und Ohren. Falls du also neben dem Zähneknirschen gleichzeitig unter weiteren Schmerzen leiden solltest, kann es gut sein, dass die Schmerzen automatisch verschwinden, sobald dein Kiefer wieder in Ordnung ist.
Mögliche Begleiterscheinungen von Zähneknirschen bei CMD
- Rückenschmerzen
- Migräne
- Halsschmerzen
- Kopfschmerzen
- Nackenschmerzen
- Verspannungen
- Ohrenschmerzen und Ohrendruck
- Ohrgeräusche (Tinnitus)
- Schwellung der Lymphknoten am Hals
Exkurs: Wohin können Zahnschmerzen ausstrahlen?
Nicht immer ist CMD die Ursache für Schmerzen im Kiefer- und Gesichtsbereich. Auch ein mit Karies befallener oder entzündeter Zahn kann grosse Schmerzen verursachen, die in den Ober- und Unterkiefer und sogar bis zur Schläfe ausstrahlen können.
Folgen: Was passiert, wenn ich Zähneknirschen nicht behandle?
Unbehandeltes Zähneknirschen verursacht nicht nur sehr unangenehme Verspannungen im gesamten Kopf-, Nacken- und Rückenbereich, sondern kann deine Zähne wirklich kaputt machen. Durch die Reibung mit grossem Druck schleifst du mehr und mehr Zahnschmelz ab. Es kommt zu Absplitterungen und auf die Dauer beschädigst du auch das Zahnbein. Dabei greifst du Kronen und Veneers genauso an wie deine natürlichen Zähne. Im schlimmsten Fall brechen Zähne komplett durch. Wenn du also über einen längeren Zeitraum mit den Zähnen knirschst und nichts dagegen tust, kannst du ganze Zähne verlieren.
Zähneknirschen hat ausserdem schwerwiegende Folgen für das Zahnfleisch: Zahnfleischrückgang und Zahnfleischentzündungen treten häufig auf. Deine Zähne sind ausserdem deutlich anfälli ger für Karies, da die kleinen Risse im Zahnschmelz die ideale Brutstätte für Bakterien sind. Deshalb ist eine gute Zahnpflege besonders wichtig.
Gut zu wissen:
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Ursachen: Warum kommt es zu Zähneknirschen?
Wie bei vielen Krankheiten gibt es nicht nur eine einzige Ursache für Zähneknirschen, sondern viele verschiedene mögliche Gründe. Was bedeutet also Zähneknirschen im Schlaf und woher kommt es?
Stress und Psyche
Die Redewendungen “die Zähne zusammenbeissen” und “etwas zähneknirschend hinnehmen” kommen nicht von ungefähr. Es gibt einen direkten Zusammenhang zwischen Stress beziehungsweise psychischer Belastung und Zähneknirschen. Wissenschaftler:innen haben festgestellt, dass unser Gehirn während des Zähneknirschens Stress abbaut. Im Umkehrschluss gilt, dass das Zähneknirschen in der Regel aufhört, sobald die Stresssituation geklärt ist und du dich wieder in einem entspannten Normalzustand befindest. Wenn Stress die einzige Ursache für dein Zähneknirschen ist und es sich dabei nicht um eine Begleiterscheinung einer Krankheit oder einer Nebenwirkung eines Medikaments handelt, spricht man von primärem Bruxismus.
Gut zu wissen:
Jeder Zweite knirscht zumindest vorübergehend mal mit den Zähnen, wenn Beruf- oder Privatleben für Stress sorgen. Allerdings wird das Zähneknirschen nur bei 20 Prozent der Betroffenen zu einem chronischen Problem.
Gestörter Zusammenbiss
Durch Zahnfehlstellungen, schlecht sitzende oder zu grosse Implantate, Füllungen oder Kronen sowie Zähne, die schräg herauswachsen, kann es zu Störungen im Zusammenbiss von Ober- und Unterkiefer kommen. Das Zähneknirschen kann dann eine automatische Reaktion des Körpers sein, um diese Fehlstellung auszugleichen beziehungsweise den Fremdkörper zu entfernen. Das menschliche Gebiss kann bereits ein dünnes Haar zwischen den Zähnen wahrnehmen und reagiert dann automatisch mit Zähneknirschen.
Verspannung der Kaumuskeln
Obwohl wir die Muskulatur im Kieferbereich tagtäglich nutzen – zum Beispiel zum Essen und Sprechen – ist sie oft nicht richtig ausgelastet. Wir öffnen den Mund selten sehr weit und kauen auch selten wirklich harte Nahrung. Der Grossteil unserer Nahrung besteht aus weich gekochten Speisen in mundgerechten Stücken. Wenn die Kaumuskulatur also ständig nur kleine Bewegungen machen muss, verkürzen sich die Muskeln und es kommt zu Verspannungen. Stress verschlimmert die Verspannung und kann das Zähneknirschen auslösen.
Ungünstige Körperhaltung
Genauso wie eine Fehlfunktion des Kiefers ein möglicher Grund für Rückenschmerzen ist, kann sich eine schlechte Körperhaltung auch auf den Kiefer auswirken. Die Wirbelsäule ist schliesslich über Nerven und Muskeln mit dem Kiefer verbunden. Falls du also viele Stunden am Tag am Schreibtisch sitzt und dabei nicht auf eine gerade Körperhaltung achtest, kann ein krummer Rücken der Grund sein, warum du mit den Zähnen knirschst.
Genussmittel
Nikotin, Koffein und Alkohol könnten ebenfalls Zähneknirschen verursachen. Falls dein Kiefer also in der Nacht besonders aktiv wird, wenn du am Abend zuvor getrunken hast oder du dich am Vortag mit mehreren Tassen Kaffee wach halten musstest, könntest du einen kleinen Test durchführen. Hört das Zähneknirschen auf, wenn du diese Genussmittel nicht mehr konsumierst? Wenn ja, hast du die Ursache gefunden.
Exkurs: Warum knirschen die Zähne nach Cola?
Vielleicht ist dir schon mal aufgefallen, dass sich deine Zähne nach dem Colatrinken rau und komisch anfühlen und “knirschen”. Das liegt daran, dass die Phosphorsäure deinem Zahnschmelz Calcium und Phosphat entzieht. Der Speichel spült diese Mineralstoffe, die besonders wichtig für Stabilität und Härte sind, einfach weg. Die Zahnoberfläche ist also zunächst rauer und weicher als sonst – bis dein Speichel den Zahnschmelz wieder mit Calcium und Phosphat versorgt hat.
Nach dem Trinken von Cola solltest du darum unbedingt 30 Minuten warten, bevor du zur Zahnbürste greifst, damit du durchs Putzen nicht noch mehr Zahnschmelz abschrubbst.
Magnesiummangel
Manchmal bedeutet Zähneknirschen einfach, dass du einen Mangel an Magnesium hast. Wenn wir nicht genug Magnesium im Blut haben, sind unsere Muskeln allgemein angespannter und wir nei gen zu Krämpfen. Das gilt auch für die Kiefermuskulatur. Neben Zähneknirschen kommt es bei Magnesiummangel oft zu Kopfschmerzen, Migräne und erhöhtem Blutdruck.
Medikamente
Zähneknirschen kann ebenfalls eine Nebenwirkung von bestimmten Medikamenten sein. Dazu gehören:
- Antidepressiva
- Medikamente gegen Aufmerksamkeitsdefizit- und Hyperaktivitätsstörung (ADHS)
Krankheiten
Wenn Zähneknirschen als Begleiterscheinung von anderen Krankheiten auftritt, spricht man von sekundärem Bruxismus. Besonders häufig tritt Zähneknirschen zusammen mit Schlafstörungen wie Schnarchen auf.
Diese Krankheiten gehen oft Hand in Hand mit Zähneknirschen:
- Schlafapnoe: Nächtliche Atemaussetzer mit starkem Schnarchen
- Restless-Legs-Syndrom: Neurologische Erkrankung mit starkem Bewegungsdrang in den Beinen.
- Ischämie: Fehlende oder verminderte Durchblutung von Gewebe
- Nächtliche Epilepsie: Epileptischer Anfall im Schlaf
- Parkinson-Syndrom: Erkrankung des Nervensystems mit Bewegungseinschränkung und Zittern
- Chorea Huntington: Bewegungsstörung bei der erblichen Funktionsstörung des Gehirns Morbus Huntington
- Hirnblutungen
Diagnose: Welcher Arzt hilft bei Zähneknirschen?
Wenn du selbst feststellst, dass du tagsüber geistesabwesend die Zähne stark zusammenpresst, dein Partner dich über nächtliches Zähneknirschen informiert oder du mit Kieferschmerzen aufwachst, ist die erste Anlaufstelle dein Zahnarzt. Im Rahmen einer zahnärztlichen Untersuchung stellt er fest, wie viel Schaden das Zähneknirschen bereits angerichtet hat und ob du zum Schutz deiner Zähne eine Aufbissschiene tragen solltest.
Auch ein Kieferorthopäde kann dich bezüglich einer Zahnschiene beraten. Falls der Grund für dein Zähneknirschen eine Zahnfehlstellung oder unpassende oder zu grosse Krone ist, kann dein Zahnarzt diese abschleifen. Eine Fehlstellung des Kiefers kann mit einer losen oder festen Zahnspange behandelt werden.
Sollte dein Zähneknirschen eine andere Ursache haben – zum Beispiel eine zugrundeliegende Krankheit – wird dein Hausarzt eine Therapie verordnen oder dich zu einem Spezialisten überweisen.
Gut zu wissen:
Wenn du alle sechs Monate zur Kontrolluntersuchung gehst, kann dein Zahnarzt Beschädigungen an deinen Zähnen durch Zähneknirschen frühzeitig erkennen. Selbst wenn du nachts bereits eine Schiene trägst, solltest du den halbjährlichen Kontrolltermin wahrnehmen.
Behandlung: Was kann ich gegen Zähneknirschen tun?
Wenn du frühzeitig erkennst, dass du mit den Zähnen knirschst, musst du dir keine grossen Sorgen um Folgeschäden machen. In der Regel kannst du deine Zähne gut vor weiteren Schäden schützen. Hier erfährst du, was du gegen Zähneknirschen nachts oder auch tagsüber tun kannst und was wirklich hilft.
Schiene gegen Zähneknirschen
Auf die Frage “Was tun bei Zähneknirschen?” wird dir dein Zahnarzt vermutlich antworten: „Eine Schiene tragen!“ Das ist nämlich die Methode, die bei Zähneknirschen standardmässig zum Einsatz kommt. Um deine Zähne vor Abreibungen durch den grossen Druck beim Zähneknirschen zu schützen kannst du nachts eine Schiene aus Kunststoff tragen. Dein Zahnarzt oder Kieferorthopäde passt die Aufbissschiene individuell an. Wenn du sie in der Nacht trägst, können deine Zähne nicht direkt aufeinanderreiben. So schützt du Zahnschmelz und Zahnhartsubstanz.
Wichtig zu wissen ist hier, dass die Schiene in erster Linie dem Schutz der Zähne dient. Das Zähneknirschen selbst wird davon nicht – oder nur vorübergehend – gestoppt. Es geht hier also um die Behandlung eines Symptoms und nicht der Ursache. Es kommt sogar häufig vor, dass Betroffene trotz Schiene mit den Zähnen knirschen.
Falls du eine feste Zahnspange trägst und trotzdem nachts mit den Zähnen knirschst, wendest du dich am besten direkt an deine Kieferorthopädin oder deinen Kieferorthopäden, um zu erfahren, ob du zusätzlich eine Schiene verwenden solltest oder nicht..
Übungen gegen Zähneknirschen
Wenn du das Zähneknirschen wirklich ein für alle Mal stoppen möchtest – und zwar mit einer Behandlung ohne Schiene – sind Entspannungsübungen ein mögliches Hausmittel. Da Zähneknirschen unter anderem durch Verspannungen der Kaumuskulatur verursacht wird, kann man versuchen, es durch eine entsprechende Entspannung auch loszuwerden.
Wenn du im Internet nach Übungen gegen Zähneknirschen suchst, findest du jede Menge Videos zur Dehnung und Entspannung der Kaumuskulatur, bei denen du direkt mitmachen kannst. Da die Verspannung oft durch eine Verkürzung der Muskeln verursacht wird, ist es wichtig, dass du die Kiefermuskulatur dehnst und Bewegungen durchführst, die du im Alltag eher nicht machst.
Hier möchten wir ein paar hilfreiche Übungen gegen Zähneknirschen und Schmerzen im Kiefer vorstellen, die vom Bayerischen Rundfunk empfohlen werden.
Übung 1: Dehnung der Kaumuskulatur
- Setze dich aufrecht auf einen Stuhl, entspanne die Schultern und lege eine Hand auf die Stirn.
- Öffne den Mund, so weit du kannst.
- Spreize den Daumen der anderen Hand, sodass er etwa im rechten Winkel zu den restlichen Fingern steht.
- Lege die Fläche zwischen Daumen und Zeigefinger an dein Kinn und ziehe den Unterkiefer noch etwas weiter runter.
- Bleibe ein bis zwei Minuten in dieser Position und atme normal weiter.
Übung 2: Dehnung der Kiefermuskulatur
- Setze dich aufrecht auf einen Stuhl und entspanne die Schultern.
- Lege deine linke Hand an die linke Schläfe.
- Lege deine rechte Hand an die rechte Seite deines Unterkiefers.
- Öffne den Mund leicht und schiebe den Unterkiefer schräg nach links unten.
- Bleibe ein bis zwei Minuten in dieser Position und wiederhole die Übung auf der anderen Seite des Unterkiefers..
Übung 3: Entspannung der Kiefermuskulatur
- Setze dich aufrecht auf einen Stuhl und entspanne die Schultern.
- Lege deine Mittelfinger jeweils auf die kleine Einwölbung neben dem Ohr, an der du das Öffnen und Schliessen des Kiefergelenks deutlich spüren kannst.
- Öffne und schliesse den Mund mehrfach (20 Sekunden lang) und massiere die beschriebene Stelle dabei leicht, ohne zu stark zu drücken.
Übung 4: Entspannung der Kiefermuskulatur mit Faszienkugel
- Setze dich aufrecht auf einen Stuhl und entspanne die Schultern.
- Nimm eine Faszienkugel und massiere in kreisenden und spiralförmigen Bewegungen den Unterkiefer. Solltest du keine Faszienkugel haben, kannst du den Unterkiefer auch mit der Hand massieren. Starte am Anfang des Kieferknochens und arbeite dich bis zum Kinn vor.
- Übe dabei leichten Druck aus und verweile an schmerzenden Stellen länger.
- Wechsle nach ein bis zwei Minuten die Seite.
Selbstbeobachtung bei Wachbruxismus
Wenn du häufig tagsüber unbewusst die Zähne stark zusammenbeisst, kannst du diese lästige Angewohnheit loswerden, indem du dich selbst beobachtest und bewusst dagegensteuerst. Erinnere dich selbst regelmässig daran, zu überprüfen, ob du gerade die Zähne zusammenbeisst. Eine Erinnerung kann zum Beispiel ein bunter Aufkleber auf deinem Handy oder Laptop, ein Post-it an der Wand oder eine automatische Erinnerung im Handy sein.
Wenn du dich dabei ertappst, dass du wieder die Zähne zusammenbeisst, lockere den Kiefer bewusst und dehne deine Kiefermuskulatur wie in den Übungen oben beschrieben. Wenn die Situation das gerade nicht erlaubt, kannst du den Kiefer mit geschlossenem Mund kurz öffnen und wieder schliessen – am besten mehrmals.
Physiotherapie
Wenn du die Entspannungsübungen für deine Kiefermuskulatur nicht alleine zuhause durchführen möchtest, sondern lieber Unterstützung vom Profi hast, empfiehlt sich der Gang zum Physiotherapeuten. Deine Physiotherapeutin oder dein Physiotherapeut kann dir ebenfalls geeignete Übungen für zuhause zeigen und dabei auch andere Schmerzen wie Rückenschmerzen und Nackenschmerzen berücksichtigen. In der Physiotherapie kannst du deine Muskulatur auch durch Massagen und Wärmebehandlungen auflockern.
Magnesium
Einige Zahnärzt:innen empfehlen bei Zähneknirschen die Einnahme von Magnesium. Wenn wir ausreichend Magnesium im Blut haben, sind unsere Muskeln weniger angespannt und es kommt seltener zu Muskelkrämpfen. Am besten nimmst du Magnesium abends ein. Das Zähneknirschen soll bei regelmässiger Einnahme von Magnesium innerhalb von drei bis vier Wochen deutlich zurückgehen. Wenn du Magnesium lieber in natürlicher Form aufnimmst, solltest du Erbsen, Bohnen, Nüsse und Vollkornprodukte als Hausmittel auf den Speiseplan setzen.
Medikamente
Es gibt kein spezielles Medikament gegen Zähneknirschen. Allerdings ist eine der Hauptursachen für Zähneknirschen eine Verspannung der Kaumuskulatur. Da das Pressen und Knirschen der Zähne für weitere Verspannungen und schmerzhafte Muskelknötchen sorgen kann, können kurzfristig schmerzlindernde Medikamente oder Medikamente zur Muskelentspannung helfen. Die Verwendung dieser Medikamente lindert allerdings lediglich die Symptome und bekämpft die eigentliche Ursache nicht. Frag am besten deinen Arzt oder deine Ärztin, ob und welches Mittel für dich in Frage kommt.
Botox gegen Zähneknirschen
Der medizinische Wirkstoff Botulinumtoxin, besser bekannt als Botox, entspannt Muskeln und kommt deshalb auch oft bei Zähneknirschen zum Einsatz. Ein Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurg (MKG) injiziert den Wirkstoff mit einer Spritze direkt in den Kiefermuskel. Durch die Entspannung der Kaumuskulatur bleibt das nächtliche Knirschen und Aufeinanderpressen der Zähne aus und der stark angewachsene Kiefermuskel bildet sich zurück.
Die Wirkung setzt ein paar Tage nach der Injektion ein und hält in der Regel etwa sechs Monate. Die Kosten einer Botoxbehandlung gegen Zähneknirschen liegen bei circa 300 bis 500 Euro. Private Krankenkassen übernehmen die Kosten oft. Wenn du gesetzlich versichert bist, musst du einen Antrag auf Kostenübernahme stellen.
Stressbewältigung
Wenn du wissen willst, was du ohne Schiene gegen Zähneknirschen tun kannst, solltest du nicht nur deine Kaumuskulatur entspannen, sondern auch dich selbst. Da Stress und psychische Belastung eine der Hauptursachen sind, gelten Entspannungsübungen und Psychotherapie als wirkungsvolle Massnahmen gegen Zähneknirschen.
Neben Entspannungstechniken wie dem autogenen Training oder der progressiven Muskelentspannung nach Jakobsen gibt es eine Reihe von Gewohnheiten, die du einfach im Alltag umsetzen kannst, ohne eine besondere Technik erlernen zu müssen. Krankenkassen bieten mittlerweile ausserdem zahlreiche Weiterbildungsmöglichkeiten zum Thema Stressbewältigung an, die in der Regel kostenlos sind.
Entspannungsübungen und Achtsamkeit
Wenn du dir das Zähneknirschen im Schlaf abgewöhnen möchtest, können Entspannungs- und Achtsamkeitsübungen eine grosse Hilfe sein. Ohne angestaute Anspannung muss deine Kiefermuskulatur nämlich auch keinen Stress abbauen.
Folgende Gewohnheiten können gegen Zähneknirschen im Schlaf helfen:
- Journaling: Schliesse vor dem Schlafengehen mit den Geschehnissen des Tages ab, indem du aufschreibst, was dich belastet.
- Führe ein Dankbarkeitstagebuch: Lege den Fokus auf positive Dinge und schreib auf, wofür du dankbar bist und was an diesem Tag gut gelaufen ist.
- Mach eine geführte Abendmeditation, um dich vor dem Schlafengehen zu entspannen. Dazu gibt es zahlreiche Videos im Internet. Es gibt allerdings auch Meditationsapps, die von gesetzlichen und privaten Krankenversicherungen anerkannt sind.
- Höre vor dem Schlafengehen Musik, die dich entspannt.
- Mach einen Abendspaziergang, um den Kopf frei zu kriegen.
Gönn dir ein Entspannungsbad (zum Beispiel mit Lavendel oder anderen entspannungsfördernden ätherischen Ölen).
Biofeedback-Therapie
Bei der Biofeedback-Therapie geht es in erster Linie darum, unbewusste Körperfunktionen – in diesem Fall das Zähneknirschen – bewusst zu machen. Betroffene tragen in dieser Therapieform nachts ein technisches Hilfsmittel an der Wange, das vibriert oder akustische Signale sendet, sobald das Zähneknirschen beginnt. So kann der Patient bewusst damit aufhören. Der Körper soll so trainiert werden, das Zähneknirschen und- pressen zu lassen.
Während es Berichte über erfolgreiche Anwendungen gibt, bei denen das Zähneknirschen gestoppt wurde, kann die ständige Unterbrechung des Schlafes auch zu noch mehr Stress führen. Ausserdem kann es vorkommen, dass das Zähneknirschen zurückkommt, wenn das Gerät nicht mehr im Einsatz ist.
Alternative Methoden
Auch ausserhalb der Schulmedizin gibt es Behandlungsmethoden, um Zähneknirschen ohne Schiene zu verhindern.
Osteopathie
Viele Menschen probieren bei Zähneknirschen auch Osteopathie aus – insbesondere wenn es zusammen mit Rückenschmerzen, Halsschmerzen, Ohrenschmerzen oder Migräne auftaucht. Ähnlich wie die Physiotherapie untersucht auch die Osteopathie Zusammenhänge zwischen Kiefer und anderen Körperstellen. Der Unterschied ist, dass die Physiotherapie akute Symptome lindert, während die Osteopathie eine alternative, ganzheitliche Behandlungsmethode ist. Die Osteopathin oder der Osteopath stellt durch Ertasten eine Diagnose bezüglich der Ursache des Zähneknirschens oder der begleitenden Schmerzen und schlägt dann eine geeignete Therapie vor.
Homöopathie
Willst du das Zähneknirschen mit homöopathischen Mitteln besiegen? Dann solltest du am besten eine Heilpraktikerin oder einen Heilpraktiker zu Rate ziehen, um die richtigen Globuli mit passender Dosierung zu finden. Wichtig zu wissen ist allerdings, dass es keine wissenschaftlich nachweisbaren Wirkungen von homöopathischen Heilmethoden gibt. Nach derzeitigem Forschungsstand ist der sogenannte “Placebo-Effekt” verantwortlich für Verbesserungen – zu dem Urteil kam unter anderem die Helmholtz-Gemeinschaft Deutscher Forschungszentren, die zwei in den Fachmagazinen “The Lancet” (1997) und “Sytematic Reviews“ (2017) veröffentlichte Meta-Studien zitiert.
Traditionelle Chinesische Medizin (TCM)
In der traditionellen Chinesischen Medizin ist Zäh neknirschen ein Zeichen für innere Anspannung und kann auf eine Störung der Leberfunktion hinweisen, die sich schädlich auf die Zähne auswirkt. Die bevorzugte Therapieform ist Akupunktur.
Hypnose
Hypnose ist eine Behandlungsform, die die wahren Ursachen für das Zähneknirschen bekämpfen soll. Wenn die Patientin oder der Patient sich im tiefenentspannten Trancezustand befindet, kann der Hypnosetherapeut im Unterbewusstsein nach dem zugrundeliegenden Problem suchen und Blockaden auflösen. So sollen negative Gefühle und Denkmuster durch positive ersetzt werden. Du kannst Hypnose auch in Form der Selbsthypnose zur Muskelentspannung einsetzen. Zur Wirksamkeit von Hypnose bei CMD gibt es bereits einige wissenschaftliche Studien, die in der Schweizerischen Zeitschrift für Ganzheitsmedizin zusammengefasst sind.
Fünf Tipps, um Zähneknirschen zu verhindern
Damit es erst gar nicht zum unangenehmen Reiben und Pressen in der Nacht oder am Tag kommt, haben wir hier einige Tipps für dich gesammelt.
So kannst du Zähneknirschen vorbeugen:
1. Integriere Stressbewältigung in deinen Alltag
Da Zähneknirschen und Stress in direktem Zusammenhang stehen, solltest du darauf achten, dass sich Stress erst gar nicht anstaut. Achtsamkeits- und Entspannungsübungen vor dem Schlafengehen eignen sich gut zum aktiven Stressabbau. Aber auch Aktivitäten, die Glückshormone freisetzen, sind bestens geeignet. Dazu gehört zum Beispiel Bewegung – besonders im Freien – aber auch Körperkontakt zu Menschen, die wir lieben, und Lachen.
2. Gib deiner Kaumuskulatur Abwechslung
Um eine Verkürzung der Kaumuskulatur zu vermeiden, die letztendlich zu Zähneknirschen führen kann, solltest du ab und zu den Mund richtig weit aufmachen und auch harte Speisen kauen. Gönn dir öfter mal einen knackigen Apfel oder Nüsse, die vom Kiefer zermahlen werden müssen. Öffne den Mund beim Gähnen, so weit du kannst.
3. Beobachte dich selbst
Stellst du manchmal überrascht fest, dass du deine Zähne stark zusammenpresst, wenn du hochkonzentriert oder angespannt bist? Lockere deinen Kiefer dann ganz bewusst, damit du aus dieser im wahrsten Sinne des Wortes verbissenen Haltung kommst und dehne die Kiefermuskulatur in alle Richtungen.
4. Iss magnesiumhaltige Speisen
Laut der deutschen Verbraucherzentrale reichen zwei Portionen Obst, drei Portionen Gemüse und Vollkornprodukte aus, um die Magnesiumzufuhr zu sichern. Auch eine Handvoll Sonnenblumenkerne oder Nüsse sind bestens geeignet, um den Magnesiumhaushalt aufzustocken. Da Magnesiummangel eine mögliche Ursache für Zähneknirschen ist, kannst du gut vorbeugen, indem du magnesiumreiche Lebensmittel wie Erbsen, Bohnen, Nüsse und Vollkornprodukte auf den Speiseplan setzt.
5. Kümmere dich gut um deine Zähne
Wenn du dich mit grosser Sorgfalt um deine Zähne kümmerst, wird dir schnell auffallen, wenn etwas nicht stimmt und sich die Kauflächen beispielsweise abgeschliffen anfühlen oder du raue Stellen durch Absplitterungen im Zahnschmelz spürst. Auch die Kontrolluntersuchung alle sechs Monate beim Zahnarzt ist wichtig. So kann dein Zahnarzt Anzeichen für Zähneknirschen direkt erkennen und es kommt nicht zu ernsthaften Schäden an Zahnschmelz und Zahnfleisch.
Gut zu wissen:
Wusstest du, dass die falsche Zahnbürste und Putztechnik dein Zahnfleisch beschädigen kann? Starkes Schrubben und harte Zahnbürsten schieben das Zahnfleisch weg und legen die Zahnhälse frei. Wenn die Zahnhälse einmal offen liegen, wächst das Zahnfleisch nicht wieder nach. Besser ist es, mit einer weichen Zahnbürste und sanfter Technik wirklich gründlich zu reinigen. Wie das geht, erfährst du hier:
Quellen
Bayerischer Rundfunk: Übungen gegen Schmerzen im Kiefer.
Besimo, Christian E.: Hypnose als Teil der integrativen Diagnostik und Therapie kraniomandibulärer Dysfunktionen, in Schweizerische Zeitschrift für Ganzheitsmedizin, 2012.
Bujard, Martina: Zähneknirschen (Bruxismus), auf: deximed.de.
Egli Zahnmedizin: Bruxismus: Was gegen Zähneknirschen hilft, Eglizahnmedizin klärt auf.
Feichter, Martina: Zähneknirschen (Bruxismus), auf: netdoktor.de.
Fiebig, Ludwig: Traditionelle Chinesische Medizin in der Zahnheilkunde, in: Mensch und Mund, 4/2015.
Focus online: Schlafapnoe: Schnarcher sind oft Zähneknirscher.
Frank Zahnärzte: Zähneknirschen und Magnesiummangel.
Gesundheitsinformation.de Ischämie.
Heinrich, Christian: Alternativmedizin. Wirkt Homöopathie wirklich?, auf: helmholtz.de.
Liebscher-Bracht, Roland: Bruxismus (Zähneknirschen) — Symptome, Ursachen und Übungen, auf: liebscher-bracht.com
Linde, Klaus et al: Are the clinical effects of homoeopathy placebo effects? A meta-analysis of placebo-controlled trials, in: The Lancet, 1997.
Mathie, Robert T. et al: Randomised, double-blind, placebo-controlled trials of non-individualised homeopathic treatment: systematic review and meta-analysis, in: Systematic Reviews, 2017.
MedSpecialists: Botox gegen bruxism (Zähneknirschen).
Mund Kiefer Gesicht Chirurgie Iserlohn: Stressbedingtes Zähneknirschen: Botox®- Gabe entspannt Kaumuskeln.
Neurologen und Psychiater im Netz: Was ist das Parkinson Syndrom?.
Novacura: Ein einfacher Weg Zähneknirschen zu stoppen.
Physio am Ring: Rückenschmerzen durch Kiefer- und Zahnprobleme.
Priehler, Karin: Zähneknirschen: Den Druck nehmen, auf: apotheken-umschau.de.
Privatpraxis für HNO Chemnitz: Botox-Therapie hilft gegen nächtliches Zähneknirschen.
Schmidt, Marion: Vorsicht Schmelzfresser!, auf: stern.de.
Universitätsklinikum Freiburg: Die Bewegungsstörung Chorea Huntington.
Universitäts Spital Zürich: Restless Legs Syndrom.
Klartext Nahrungsergänzung (Ein Angebot der Verbraucherzentrale): Magnesium- was ist zu beachten?
Wille, Ricarda: Zahnschmerzen, auf prodente.de.
Zahnärztekammer Hamburg: Zähneknirschen/Bruxismus rechtzeitig behandeln.
Zahnarztpraxis Dr. Elena Heinemann: Coca Cola- schädlich für die Zähne?.