Definition: Was ist Speicheldrüsenkrebs?
Speicheldrüsenkrebs ist eine sehr seltene Krebsart, bei der sich ein bösartiger Tumor in einer der Speicheldrüsen bilden. Am häufigsten betroffen ist die Ohrspeicheldrüse – in der Fachsprache spricht man hier von einem Parotiskarzinom. Es gibt allerdings viele verschiedene Arten von Tumoren in den Speicheldrüsen – einige wachsen langsam und streuen selten in den restlichen Körper; andere sind aggressiv und bilden häufig Metastasen im Halsbereich oder in Lunge und Knochen.
Von 100’000 Menschen erkrankt in Deutschland jährlich höchstens eine Person an Speicheldrüsenkrebs. Die Krebserkrankung kann in jedem Alter auftreten; die meisten Patient:innen sind allerdings zwischen 50 und 70 Jahre alt. Bei Kindern ist Speicheldrüsenkrebs sehr selten.
Gut zu wissen:
Drei Viertel der Tumore der Speicheldrüse sind gutartig. Bei lediglich einem Viertel handelt es sich um bösartige Tumore und somit Speicheldrüsenkrebs. Gutartige Tumore wachsen langsamer als bösartige Tumore und haben eine sehr gute Heilungschance. Unbehandelt können sie sich allerdings zu bösartigen Tumoren entwickeln.
Prognose: Wie sind die Überlebenschancen bei Speicheldrüsenkrebs?
Wie gut die Heilungschance bei Schilddrüsenkrebs ist, hängt stark davon ab, wo der Tumor auftritt, wie gross er ist und ob er sich bereits in anderen Teilen des Körpers ausgebreitet hat.
Vor allem, wenn der Tumor sich im äusseren Bereich der Ohrspeicheldrüse befindet, nicht in umliegendes Gewebe eingewachsen ist und nur langsam wächst, ist die Überlebensrate sehr hoch. Das gleiche gilt, wenn der Tumor in der Operation vollständig entfernt wurde. Schlechter ist die Prognose, wenn der Tumor nicht komplett entfernt werden konnte. Bei etwa der Hälfte der Betroffenen kommt es – zum Teil erst Jahre später – zur Neubildung des Tumors.
In der Regel ist Speicheldrüsenkrebs gut heilbar und nicht tödlich. Es kann jedoch auch zur Bildung von Fernmetastasen in lebenswichtigen Organen und somit zu einem tödlichen Verlauf kommen.
Kinder und Jugendliche haben eine besonders gute Heilungschance, da sich bei dieser Altersgruppe sehr selten Metastasen bilden und Tumore in der Regel nur langsam wachsen. Meistens werden betroffene Kinder nach der Behandlung wieder vollständig gesund.
Symptome: Wie äussert sich Speicheldrüsenkrebs?
Speicheldrüsenkrebs bleibt häufig lange unentdeckt, weil er zunächst keine Beschwerden verursacht. Den ersten Hinweis auf eine mögliche Erkrankung liefert eine sichtbare, schmerzlose Schwellung.
Im weiteren Verlauf können folgende Symptome auftreten:
- Schmerzen an der betroffenen Stelle
- Trockener Mund/Rückgang der Speichelproduktion
- Schwierigkeiten und Schmerzen beim Schlucken
- Schwierigkeiten beim Sprechen
- Kribbeln/Taubheitsgefühl im Gesicht (bis hin zur einseitigen Lähmung)
Wenn eine Gesichtsschwellung gleichzeitig mit einer beginnenden Lähmung des Gesichts auftritt, ist das ein deutlicher Hinweis auf Speicheldrüsenkrebs. Betroffene sollten sich möglichst schnell untersuchen lassen.
Gut zu wissen:
Der Gesichtsnerv verläuft direkt durch die Ohrspeicheldrüse. Wenn er vom Tumor beschädigt wird, spricht man von Parästhesien: Neben Kribbeln und Taubheitsgefühl haben Betroffene Schwierigkeiten, ihre Gesichtsmuskulatur zu kontrollieren und können auf einer Seite zum Beispiel nicht mehr die Stirn runzeln oder lächeln.
Wo sitzt Speicheldrüsenkrebs?
Es gibt drei grosse Speicheldrüsen-Paare, die jeweils von Speicheldrüsenkrebs befallen werden können. Allgemein gilt: Je grösser die Speicheldrüse, desto häufiger kommen Tumore vor. Allerdings ist die Wahrscheinlichkeit, dass der Tumor bösartig ist, bei kleineren Speicheldrüsen deutlich grösser.
Ohrspeicheldrüse
Die grösste Speicheldrüse befindet sich jeweils vor dem Ohr. Hier bilden sich die meisten Speicheldrüsentumore. 80 Prozent davon sind gutartig, 20 Prozent bösartig.
Unterkieferspeicheldrüse
Auf den beiden Seiten des Unterkiefers befinden sich die Unterkieferspeicheldrüsen. Hier halten sich gutartige und bösartige Tumore die Waage.
Unterzungenspeicheldrüse
Die Unterzungenspeicheldrüsen teilen sich die Ausführungsgänge mit den Unterkieferspeicheldrüsen. 90 Prozent der Tumore in den Speicheldrüsen unter der Zunge sind bösartig.
Kleine Speicheldrüsen
Zusätzlich gibt es zahlreiche kleine Speicheldrüsen, die mit blossem Auge nicht sichtbar sind und sich in den Schleimhäuten des gesamten Mund- und Rachenbereichs verteilen. Speicheldrüsenkrebs ist an diesen Drüsen selten. Wenn es zur Tumorbildung kommt, sind am häufigsten Speicheldrüsen am Gaumen betroffen und der Tumor ist in der Regel bösartig.
Gut zu wissen:
Normalerweise produzieren die Speicheldrüsen gemeinsam einen bis eineinhalb Liter Speichel pro Tag, um die Mundhöhle feucht zu halten, das Schlucken zu erleichtern und die Zähne vor Karies zu schützen. Bei Speicheldrüsenkrebs geht die Speichelproduktion zurück und sorgt für einen trockenen Mund. Leider ist auch nach der Behandlung nicht unbedingt Besserung in Sicht: Alle Behandlungsmassnahmen können als Nebenwirkung die Speichelproduktion weiter einschränken und für Mundtrockenheit sorgen. Hilfreiche Mittel im Kampf gegen das pappige Gefühl im Mund sind zuckerfreie Kaugummis und eine speichelfördernde Zahnpasta. Weitere Tipps findest du in unserem Artikel zum Thema Mundtrockenheit.
Wohin streut Speicheldrüsenkrebs?
Nicht jede Art von Speicheldrüsenkrebs bildet Metastasen. Aggressive Formen können sich allerdings in den benachbarten Lymphknoten oder sogar im gesamten Körper ausbreiten und Fernmetastasen in Lunge, Leber, Knochen und Gehirn bilden.
Ursachen: Woher kommt Speicheldrüsenkrebs?
Die Ursache für Speicheldrüsenkrebs ist bisher nicht geklärt. Die Erkrankung tritt spontan auf. Mediziner:innen gehen davon aus, dass eine Vielzahl von Faktoren für die Entstehung eines Tumors verantwortlich sind. Es scheint allerdings eindeutig zu sein, dass Speicheldrüsenkrebs nicht vererbbar ist, da die Erkrankung nicht gehäuft in Familien auftritt.
Risikofaktoren
- Bestimmte Risikofaktoren können das Entstehen von Speicheldrüsenkrebs begünstigen:
- Rauchen
- Regelmässiger Alkoholkonsum
- Infektion mit Viren (unter anderem HPV, Epstein-Barr, HIV)
- Vorherige Strahlentherapie im Kopf-Hals-Bereich
- Vorherige Chemotherapie zur Behandlung von Leukämie
Diagnose: Welcher Arzt bei Speicheldrüsenkrebs?
Bei Verdacht auf Speicheldrüsenkrebs kannst du dich an deinen Hausarzt oder einen HNO-Arzt wenden. Nach einem Gespräch über die Beschwerden und Krankheitsgeschichte folgt eine körperliche Untersuchung, bei der die Ärztin oder der Arzt die Bereiche der Speicheldrüsen zunächst abtastet und auf mögliche Schwellungen und Knoten untersucht. In der Regel folgt darauf eine Ultraschalluntersuchung.
Wenn sich der Verdacht bestätigt, können weitere bildgebende Verfahren – Computertomographie und Magnetresonanztomographie – zum Einsatz kommen, um festzustellen, um was für einen Tumor es sich genau handelt und wie weit der Krebs bereits fortgeschritten ist.
Der Arzt kann auch mit einer feinen Nadel eine Gewebeprobe entnehmen (Biopsie) und sie untersuchen lassen. Dieser Schritt kann aber auch entfallen, wenn aus den bildgebenden Verfahren eindeutig hervorgeht, dass ein Tumor vorliegt. Grund dafür ist, dass sowohl gutartige als auch bösartige Tumore der Speicheldrüse immer entfernt werden müssen. Gutartige Tumore könnten sich sonst zu einem bösartigen Tumor weiterentwickeln. In dem Fall untersucht ein Pathologe das Gewebe nach der OP und bestimmt dann, um welchen Tumor genau es sich handelt.
Für die tatsächliche Behandlung in einer Spezialklinik ist nicht ein Arzt allein verantwortlich, sondern ein ganzes Team von Expert:innen, das sich in Meetings – sogenannten Tumorboards – trifft, um jeden Fall einzeln zu besprechen und die bestmögliche Behandlungsform zu finden.
Im Tumorboard sind folgende Fachrichtungen vertreten:
- HNO
- Mund-Kiefer-Gesichts-Chirurgie
- Onkologie
- Strahlentherapie
- Radiologie
- Pathologie
Behandlung von Speicheldrüsenkrebs
Der erste Schritt in der Therapie von Speicheldrüsenkrebs ist die operative Entfernung des Tumors. Im Anschluss kann, wenn nötig, eine Strahlen- oder Chemotherapie erfolgen. Hier reissen wir die möglichen Behandlungsmethoden nur kurz an, um einen Überblick zu verschaffen. Weiterführende Informationen über die einzelnen Methoden und ihre Nebenwirkungen findest du in dem Hauptartikel zum Thema Mundhöhlenkrebs.
Operation
Bei Speicheldrüsenkrebs führt kein Weg um den OP-Tisch herum, denn nur so kann der Tumor komplett entfernt und die Bildung von Metastasen im restlichen Körper vermieden werden. Dabei entfernt der Chirurg neben dem Tumor auch einen Teil des gesunden Gewebes als “Sicherheitsabstand”, um eine Neubildung zu verhindern. Falls sich bereits Metastasen in den Lymphknoten gebildet haben, müssen diese auch operativ entfernt werden. Hier spricht man von einer “Neck Dissection”.
Bei der Operation an der Ohrspeicheldrüse besteht die Gefahr, dass der Gesichtsnerv verletzt werden könnte. Deshalb verwenden Chirurg:innen ein spezielles Gesichtsnerven-Überwachungsgerät. Es kann allerdings trotzdem passieren, dass die Funktion des Gesichtsnervs vorübergehend für einige Monate beeinträchtigt ist. Falls der Tumor in den Gesichtsnerv eingewachsen ist, muss die betroffene Stelle entfernt werden. Durch moderne Technik können Chirug:innen den Nerv allerdings in einer weiteren Operation rekonstruieren. Bleibende Schäden treten dabei nur sehr selten auf.
Strahlentherapie
Nicht in jedem Fall ist es möglich, den Tumor komplett zu entfernen. Dann kann es sinnvoll sein, als Ergänzung zur Operation eine Strahlentherapie durchzuführen. Dabei bestrahlt der Arzt die betroffene Stelle mit hochkonzentrierten Röntgenstrahlen, um übrig gebliebene Krebszellen zu zerstören beziehungsweise eine weitere Ausbreitung zu stoppen.
Chemotherapie
Die medikamentöse Chemotherapie kommt bei Speicheldrüsenkrebs nur zum Einsatz, wenn der Krebs bereits so weit fortgeschritten ist, dass sich Metastasen in anderen Organen gebildet haben. Über die Vene oder in Tablettenform erhalten Patient:innen Medikamente, die Krebszellen im ganzen Körper über die Blutbahn zerstören sollen.
Gut zu wissen:
Häufig leiden Krebspatient:innen unter Entzündungen der Mundschleimhaut. Allerdings ist es ein grosser Fehler, deshalb die Zahnhygiene zu vernachlässigen, weil sich Bakterien dann ungehindert ausbreiten und die Entzündung verschlimmern können. Um deine Zähne trotzdem weiterhin gründlich putzen zu können, empfiehlt sich eine spezielle Zahnbürste wie die CS Surgical von Curaprox, die für das Zähneputzen nach Operationen konzipiert wurde und auch in Wundnähe verwendet werden kann.
Quellen:
American Cancer Society: Salivary Gland Cancer.
Centrum für Integrierte Onkologie Aachen Bonn Köln Düsseldorf (CIO): Speicheldrüsenkrebs (Parotiskarzinom).
Deutsche Krebshilfe: Krebs im Mund-Kiefer-Gesichtsbereich (Die blauen Ratgeber).
Inselspital (Universitätsspital Bern): Speicheldrüsentumoren.
Leitlinienprogramm Onkologie (Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften e. V. (AWMF), der Deutschen Krebsgesellschaft e. V. (DKG) und der Stiftung Deutsche Krebshilfe: Patientenleitlinie Mundhöhlenkrebs.
Leitlinienprogramm Onkologie: S3-Leitlinie Diagnostik und Therapie des Mundhöhlenkarzinoms.
Leitner, Astrid: Speicheldrüsenkrebs, at: netdoktor.de
Schiff, Bradley A.: Speicheldrüsenkrebs, at: msdmanuals.com.
Springer Medizin: Speicheldrüsenkrankheiten bei Kindern und Jugendlichen.
Universitätsklinikum Heidelberg: Bösartige Tumoren ausgehend von den Speicheldrüsen.