Was sind Weisheitszähne eigentlich?
Unter Weisheitszähnen versteht man die hintersten Backenzähne (Fachbegriff: dritte Molaren, Latein: Dens serotinus), die erst im jungen Erwachsenenalter durchbrechen – oder auch nicht. In Medizinkreisen spricht man auch von “Achtern”, weil die Weisheitszähne von der Mitte aus gezählt jeweils die achten Zähne in der Zahnreihe sind. Die meisten Menschen haben also vier Weisheitszähne – zwei im Oberkiefer und zwei im Unterkiefer. Wie viele davon tatsächlich durchbrechen, ist individuell unterschiedlich. Bei etwa 80 Prozent der jungen Erwachsenen bricht mindestens einer der Weisheitszähne nicht durch. Es kann auch vorkommen, dass ein Weisheitszahn nur zum Teil durchbricht, sodass man nur eine mit Zahnfleisch überzogene Krone sehen kann.
Bedeutung: Warum gibt es Weisheitszähne?
Weisheitszähne sind ein Überbleibsel aus einer längst vergangenen Zeit, in der Menschen als Jäger und Sammler lebten. Auf dem Speiseplan standen unter anderem rohes Fleisch und harte Wurzeln. Um die Nahrung verdaulicher zu machen, brauchte es eine grössere Kaufläche. Die Zusatzzähne hatten früher also die Funktion, zähe Nahrung zu zerkleinern und fanden locker im Mund Platz. Da sich unsere Essensgewohnheiten verändert haben und sich die Grösse des Gebisses im Laufe der Evolution entsprechend verkleinert hat, brauchen wir die Weisheitszähne heutzutage eigentlich nicht mehr.
Wann kommen die Weisheitszähne?
Der Durchbruch der Weisheitszähne findet in der Regel zwischen dem 18. und 25. Lebensjahr statt. Das ist allerdings nur eine durchschnittliche Angabe. Es gab bereits Menschen, die erst im Alter von über 80 oder sogar 90 Jahren Weisheitszähne bekommen haben.
Ausserdem gibt es Menschen, bei denen keine vier Weisheitszähne im Kiefer angelegt sind: Manche Menschen haben überhaupt keine Weisheitszähne, andere haben drei, zwei oder sogar nur einen Weisheitszahn.
Interessant: Während der Durchbruch der dritten Molaren im deutschen und englischen Sprachraum mit “Weisheit”, also gewonnener Lebenserfahrung, assoziiert wird, spricht man in Korea von “Liebeszähnen”. Der Grund: Der Durchbruch fällt meistens in die Zeit des ersten Verliebtseins.
Wie sehen Weisheitszähne aus?
Weisheitszähne können drei bis fünf Höcker und bis zu fünf Wurzeln haben, die häufig miteinander verwachsen oder gebogen sind. Das Erscheinungsbild kann also stark variieren.
In diesem Artikel findest du einige Bilder von Weisheitszähnen – sowohl Röntgenbilder als auch Fotos von gezogenen Zähnen und Grafiken – damit du einen guten Eindruck davon bekommst, wie Weisheitszähne aussehen.
Warum müssen Weisheitszähne gezogen werden?
Weisheitszähne passen oft nicht ins Gebiss, weil unser Mund zu klein ist. Wenn die Weisheitszähne versuchen, sich trotzdem ihren Weg in den Mund zu bahnen, kann es zu Beschwerden kommen, auf die wir im nächsten Abschnitt genauer eingehen. Weil sie als Störenfriede wahrgenommen wurden, hat man lange Zeit Weisheitszähne grundsätzlich gezogen. Heutzutage wägen Zahnärzt:innen diese Entscheidung vorsichtiger gegen die Risiken einer Weisheitszahn-OP ab. Wenn ein Weisheitszahn normal wächst und genug Platz hat, muss er nicht gezogen werden.
Symptome beim Durchbruch der Weisheitszähne
e nachdem, wie deine Weisheitszähne wachsen, können sie für unterschiedliche Beschwerden sorgen. Hier haben wir die häufigsten Anzeichen für verschiedene Durchbrucharten zusammengefasst.
Schmerzen beim Durchbruch der Weisheitszähne
Wenn deine Weisheitszähne ganz normal wachsen und ohne Probleme durchbrechen können, kann es trotzdem unangenehm werden. Der Durchbruch der Weisheitszähne kann nämlich Schmerzen verursachen – genauso wie das Zahnen im Babyalter.
Folgende Symptome können bei einem normalen Durchbruch entstehen:
- Schmerzen
- Rötungen
- Schwellungen
- Zahnfleischbluten
- Mundgeruch
- Unangenehmer Geschmack im Mund
- Schluckbeschwerden
- “Sperre” (Schwierigkeiten beim Öffnen des Mundes)
Die Weisheitszähne lassen sich mit ihrem Durchbruch häufig Zeit. Es kann also vorkommen, dass die Schmerzen abklingen und erneut wieder aufkommen. Am besten vereinbarst du einen Zahnarzttermin, sobald du bemerkst, dass deine Weisheitszähne durchbrechen. So kann der Zahnarzt deinen Kiefer röntgen, um festzustellen, ob du genug Platz im Mund hast oder ob der Weisheitszahn schon vor dem Durchbruch gezogen werden muss. Zur Linderung der Schmerzen kann er dir gegebenenfalls eine Salbe oder Creme oder bei starken Schmerzen auch ein Schmerzmittel verschreiben. In der Regel kommt es bei einem normalen Durchbruch nur zu leichten Schmerzen und nicht zu Entzündungen.
Teilretinierte Weisheitszähne
Wenn Weisheitszähne versuchen durchzubrechen, obwohl eigentlich kein Platz im Mund ist, können starke Schmerzen entstehen. Der Weisheitszahn drückt dann nicht nur gegen das Zahnfleisch, das ihn überspannt, sondern auch auf den Nachbarzahn. So kann es vorkommen, dass der benachbarte Backenzahn furchtbar weh tut, obwohl keine Karies oder Wurzelentzündung vorliegt. Dann spricht man von einem “teilretinierten Weisheitszahn”: Der Zahn liegt zum Teil noch unter dem Zahnfleisch und kann nicht durchbrechen. Häufig entsteht über dem Zahn eine Art Zahnfleischkappe. Diese Kappe kann sich sehr leicht entzünden, weil man sie mit der Zahnbürste schlecht erreichen kann und sie eine ideale Brutstätte für Bakterien bietet.
Bei teilretinierten Weisheitszähnen kann es zusätzlich zu den normalen Durchbruchsymptomen zu folgenden Anzeichen kommen:
- Starke Schmerzen
- Pochender Schmerz
- Ohrenschmerzen, Tinnitus
- Kopfschmerzen, Migräne
- Halsschmerzen
- Nackenschmerzen
- Fieber
- Zahnverschiebung
Wenn du einen pochenden Schmerz verspürst, der bis ins Ohr und in die Schläfe ausstrahlt und auch noch Fieber hinzukommt, solltest du umgehend zum Zahnarzt gehen.
Retinierte Weisheitszähne
Wenn die Weisheitszähne gar nicht in den Mund wachsen, sondern im Kiefer verbleiben, spricht man von “retinierten Weisheitszähnen”. Häufig haben Menschen mit retinierten Weisheitszähnen keine Symptome. Wenn der Weisheitszahn allerdings schräg im Kiefer sitzt und auf einen Nachbarzahn drückt, kann er den Zahn beschädigen. Die Folgen können Wurzelkaries, Knochenabbau im Kiefer oder auch das Verschieben der Zähne durch den Druck sein.
An retinierten Weisheitszähnen können sich auch Zysten bilden, die der Zahnarzt auf dem Röntgenbild erkennen kann. Zysten sind mit Flüssigkeit gefüllt und verursachen zunächst keine Schmerzen. Wenn sie sich allerdings entzünden, kann es zu einem Druckgefühl und dumpfen Schmerz kommen.
Weisheitszähne ziehen lassen oder behalten?
Wenn du spürst, dass deine Weisheitszähne durchbrechen oder dein Zahnarzt bei einer Routineuntersuchung erkennt, dass der Durchbruch kurz bevorsteht, stellt sich die Frage: Weisheitszähne ziehen oder nicht?
Früher war die Antwort klar: Weisheitszähne muss man ziehen. Heute empfehlen Zahnärzt:innen das Ziehen der Weisheitszähne allerdings nur, wenn Probleme bereits bestehen oder absehbar sind. Man hat bisher nämlich keinen gesundheitlichen Vorteil für das Ziehen von beschwerdefreien Zähnen gefunden und wägt diesen Eingriff nun mit möglichen Komplikationen durch eine OP ab.
Wenn du deine Weisheitszähne im Mund behältst und sie nicht ziehen lässt, hast du den Vorteil, dass du sie gegebenenfalls für eine Zahntransplantation für einen beschädigten oder fehlenden Zahn verwenden kannst, statt ein Implantat einsetzen zu müssen. Ob deine Weisheitszähne gezogen werden sollten oder nicht, entscheidest du gemeinsam mit deinem Zahnarzt anhand der Röntgenbilder.
Wann muss man die Weisheitszähne ziehen?
Bei folgenden bereits bestehenden oder zu erwartenden Komplikationen empfehlen Zahnärzt:innen das Ziehen der Weisheitszähne:
- Wenn eine Zahnfleischkappe über einem halb durchgebrochenen Zahn entzündet ist
- Wenn der Weisheitszahn von Karies befallen ist
- Wenn die Wurzel des Weisheitszahns entzündet ist und eine Wurzelbehandlung nötig wäre
- Wenn sich eine Zyste in der Nähe des Weisheitszahns gebildet hat
- Wenn der Weisheitszahn den Nachbarzahn beschädigt oder verschiebt
- Wenn der Weisheitszahn den Zusammenbiss stört
- Wenn der Weisheitszahn eine kieferorthopädische Behandlung stört
- Wenn der Weisheitszahn die Entwicklung des Gebisses stört
- Wenn nicht genug Platz im Kiefer ist
- Wenn die Weisheitszähne schief wachsen
- Wenn der Weisheitszahn für einen Engstand sorgen würde, der das Risiko für Karies und Parodontitis erhöht
- Wenn die Wurzeln des Weisheitszahns stark verästelt sind
Nebenwirkungen und Risiken der Weisheitszahn-OP
Wenn du darüber nachdenkst, ob du deine Weisheitszähne entfernen lassen solltest oder nicht, solltest du auch die Risiken einer Weisheitszahn-OP abwägen.
Folgende Nebenwirkungen können nach einer Weisheitszahn-OP auftreten:
- Schwellungen (“dicke Backe”)
- Blaue Flecken
- Schwierigkeiten beim Öffnen des Mundes (für einige Stunden oder Tage)
- Schmerzen
- Nachbluten
- Entzündung der Wunde
- Verletzung von Nerven und Blutgefässen
- Vorübergehendes Taubheitsgefühl an Zunge und Gesicht
- Schäden an Nachbarzähnen (sehr selten)
- Dauerhafte Gefühlsstörungen (sehr selten)
Ausserdem ist das Risiko für einen Kieferbruch nach der Entfernung von Weisheitszähnen im Unterkiefer erhöht. Da der Kieferknochen durch die OP stark geschwächt ist, kann er bei starken Schlägen brechen. Deshalb empfehlen Zahnärzt:innen auch, drei Monate lang beim Sport besonders vorsichtig zu sein. Auf kontaktreiche Sportarten wie Kampfsport oder Ballsport solltest du also wenn möglich verzichten.
Die Weisheitszahn-OP: Kosten, Betäubung, Ablauf & Co.
Das Ziehen von Weisheitszähnen ist für Zahnärzt:innen und Mund-Kiefer-Gesichtschirurg:innen ein Routineeingriff, der häufig auf der Tagesordnung steht. Für Patient:innen hingegen ist das Ziehen eines Zahnes oder mehrerer Zähne alles andere als alltäglich. Deshalb haben wir hier für dich die wichtigsten Infos zusammengestellt und häufige Fragen beantwortet.
Wer entfernt die Weisheitszähne?
Du kannst dir deine Weisheitszähne beim Zahnarzt deines Vertrauens entfernen lassen. Dein Zahnarzt hat aber auch die Möglichkeit, dich an einen Oralchirugen oder Mund-Kiefer-Gesichtschirurgen zu überweisen, wenn er den Eingriff als komplex einschätzt.
Betäubung
Dank moderner Technik reicht die lokale Betäubung aus, damit dein Zahnarzt die Weisheitszähne ziehen kann, ohne dass du Schmerzen hast. Patient:innen spüren dabei lediglich ein leichtes Druckgefühl. Die lokale Betäubung wird an die zu behandelnde Stelle gespritzt. Um den Pieks der Spritze ebenfalls schmerzfrei zu machen, können Zahnärzt:innen zuvor ein Oberflächenanästhetikum in Form eines Sprays oder Gels auftragen. Der Zahn wird erst gezogen, wenn die Betäubung wirkt und der Patient keine Schmerzen mehr spürt. Bei der örtlichen Betäubung bleibst du bei vollem Bewusstsein.
Falls du allerdings unter Angst vor Zahnbehandlungen leidest und möglichst wenig bis überhaupt nichts von der Behandlung mitbekommen möchtest, kannst du auch weitere Betäubungsformen anwenden.
Gut zu wissen:
In unserem Artikel über Betäubung beim Zahnarzt gehen wir genauer auf die lokale Betäubung und auch die weiteren Betäubungsformen Lachgas, Dämmerschlaf, Vollnarkose und Hypnose ein.
Betäubung beim Zahnarzt: Alles, was du wissen musst
Lachgas und Dämmerschlaf
Lachgas ist ein Gas, das du über eine Nasenmaske einatmest und das eine angsthemmende und euphorisierende Wirkung hat. Bei der Dämmerschlaf-Betäubung (auch Sedierung oder Analgosedierung genannt) werden Patient:innen durch einen Medikamentencocktail aus Schmerz-, Beruhigungs- und Schlafmitteln in einen schlafähnlichen, tiefenentspannten Zustand versetzt. Zusätzlich kommt eine lokale Betäubung zum Einsatz. Bei beiden Betäubungsmethoden können Patient:innen auf Anweisungen reagieren. Bei der Betäubung mit Lachgas haben Patient:Innen Erinnerungen an die Behandlung, bei Dämmerschlaf nicht.
Vollnarkose
Die Vollnarkose schaltet den Patienten komplett aus und sollte nur im Notfall zum Einsatz kommen – nämlich bei sehr aufwändigen und langen Operationen oder bei extremer Zahnbehandlungsangst. Die Vollnarkose belastet den Körper erheblich. Sie macht den Patienten nicht nur vollkommen bewusstlos, sondern schaltet auch lebensnotwendige Funktionen aus: Patient:innen müssen beispielsweise künstlich beatmet werden. Deshalb sollten Weisheitszähne, wenn möglich, ohne Vollnarkose gezogen werden.
Wichtig: Das Ziehen von allen vier Weisheitszähnen gleichzeitig stellt zwar eine lange Zahnbehandlung dar, die eigentlich einen Antrag auf Vollnarkose bei der Krankenkasse rechtfertigen würde. Allerdings lehnen Krankenkassen solche Anträge häufig mit der Begründung ab, dass die Behandlung in zwei Sitzungen mit lokaler Betäubung durchgeführt werden kann und eine Vollnarkose nicht nötig ist.
Was für Kosten kommen beim Ziehen der Weisheitszähne auf mich zu?
In der Regel übernehmen gesetzliche Krankenkassen wie die AOK oder TK die Kosten für das Ziehen der Weisheitszähne – allerdings nur mit lokaler Betäubung. Wenn du zusätzliche Betäubungsmethoden wie beispielsweise Lachgas, Dämmerschlaf oder Vollnarkose möchtest, um weniger von der Behandlung mitzubekommen, musst du diese Zusatzleistungen in der Regel selbst zahlen. Die Kosten dafür liegen meistens zwischen 100 und 400 Euro. Patient:innen, die eine diagnostizierte Zahnbehandlungsphobie haben, können allerdings einen Antrag auf Kostenübernahme bei der Krankenkasse stellen.
Gut zu wissen:
Wusstest du, dass jeder zweite Deutsche Angst vor Zahnbehandlungen hat? Woher diese Angst kommt und was du dagegen tun kannst, erfährst du in unserem Artikel:
Was kann man gegen Zahnarztangst machen?
Ablauf der Weisheitszahn-OP
Du kannst deine Weisheitszähne in einer Sitzung oder in mehreren Sitzungen ziehen lassen. Üblich ist es, zwei Termine anzusetzen und dann jeweils die Weisheitszähne auf einer Seite zu entfernen – also beispielsweise zuerst die zwei Weisheitszähne auf der linken Seite des Ober- und Unterkiefers und im zweiten Termin die Weisheitszähne auf der rechten Seite. Mit zwei Wunden kann der Körper schneller fertig werden als mit vier. Ausserdem hast du so immer eine Mundhälfte, mit der du kauen kannst.
So sieht der konkrete Ablauf der Weisheitszahn-OP aus:
- Falls du dich für eine zusätzliche Betäubungsform entschieden hast, wird sie zunächst verabreicht. Erst dann beginnt der Zahnarzt die eigentliche Behandlung.
- Der Zahnarzt setzt die Spritze für die lokale Betäubung – eventuell trägt er davor noch ein Oberflächenanästhetikum auf, damit du den Einstich nicht spürst.
- Sobald die lokale Betäubung wirkt, zieht der Zahnarzt den Zahn. Hier kommt es darauf an, ob der Weisheitszahn bereits durchgebrochen ist oder nicht:
- Weisheitszahn ist bereits durchgebrochen: Der Zahnarzt zieht den Zahn mit einer Zange.
- Weisheitszahn ist noch nicht durchgebrochen: Der Zahnarzt öffnet das Zahnfleisch mit einem Skalpell und klappt es zur Seite. Mit einer chirurgischen Fräse trägt er den Knochen ab, bis er den Weisheitszahn erreicht hat. Wenn möglich, zieht er den ganzen Zahn. Es kann aber auch vorkommen, dass er den Weisheitszahn zerteilen und die Stücke einzeln entfernen muss. - Die Wunde wird desinfiziert und vernäht.
- Nach etwa einer Woche zieht der Zahnarzt die Fäden.
Falls du dich fragst, ob das Ziehen der Weisheitszähne oben oder unten schlimmer ist: In der Regel können die Weisheitszähne im Oberkiefer leichter gezogen werden, weil der Oberkieferknochen weicher ist als der Unterkieferknochen. Wenn Weisheitszähne im Unterkiefer gezogen werden, können durch die Schwerkraft Bakterien leichter in die “Löcher”, die durch den fehlenden Zahn entstanden sind, gelangen und eher Entzündungen verursachen. Komplikationen bei der Heilung treten also häufiger im Unterkiefer auf.
Gut zu wissen:
Falls du dir eine Erkältung eingefangen hast, solltest du den OP-Termin lieber verschieben. Dein Immunsystem kann sich nach dem Ziehen der Weisheitszähne nicht ausreichend mit der Wundheilung beschäftigen, wenn es gleichzeitig gegen Bakterien oder Viren kämpfen muss.
Dauer der Weisheitszahn-OP
Wie lange das Entfernen der Weisheitszähne dauert, hängt davon ab, wie deine Weisheitszähne bisher gewachsen sind: Ist der Weisheitszahn bereits durchgebrochen, kann er von einem erfahrenen Zahnarzt in wenigen Minuten mit der Zange gezogen werden. Steckt er allerdings noch im Kiefer und hat er womöglich verdrehte oder verzweigte Wurzeln, kann das Ziehen eines Weisheitszahnes bis zu einer Stunde dauern. Die Dauer der OP hängt ausserdem davon ab, wie viele Zähne auf einmal gezogen werden.
Wie lange dauert die Heilung?
In der Regel verheilen die Wunden der Weisheitszahn-OP innerhalb von etwa einer Woche – für diesen Zeitraum sollte der Zahnarzt dir auch eine Krankschreibung ausstellen. Wie lange dein Mund geschwollen ist und du dich krank fühlst, hängt stark davon ab, ob du dich nach der OP an die Empfehlungen des Zahnarztes hältst. In jedem Fall solltest du nach etwa einer Woche zur Nachkontrolle gehen. Dann werden auch die Fäden gezogen.
Was tun bei Schmerzen und Nachbluten nach der Weisheitszahn-OP?
Da nach einer Weisheitszahn-OP relativ grosse “Löcher” in deinem Mund klaffen, die nun zuwachsen müssen, kann es natürlich zu Schmerzen und Nachblutungen kommen. Schmerzen sind beim Ziehen von Weisheitszähnen, die noch nicht durchgebrochen sind, wahrscheinlicher, weil der Eingriff aufwändiger ist und mehr Gewebe und Knochenmasse beschädigt wird.
Schmerzen
Um die Schmerzen zu lindern, verschreibt dir der Zahnarzt in der Regel Schmerzmittel wie Ibuprofen oder Paracetamol. Studien haben ergeben, dass eine Kombination von 400 Milligramm Ibuprofen und 1000 Milligramm Paracetamol die Schmerzen besser lindert als die jeweiligen Schmerzmittel allein. Diese Kombination dürfen Erwachsene nur alle acht Stunden einnehmen. Die maximale Ibuprofen-Tagesdosis für Erwachsene beträgt 1200 Milligramm; bei Paracetamol sind es 4000 Milligramm. Besprich die Einnahme von Schmerzmitteln am besten mit deinem Zahnarzt. Auf keinen Fall solltest du Aspirin gegen Schmerzen einnehmen, weil der Wirkstoff das Risiko für Nachblutungen erhöht.
Wie lange die Schmerzen andauern, hängt ebenfalls von der Art des Eingriffs ab. Nach einigen Tagen sollten sie allerdings abgeklungen sein. Wenn das nicht der Fall ist, solltest du dich beim Zahnarzt melden und erneut untersuchen lassen. Das gilt auch, wenn die Naht aufgegangen ist.
Nachblutungen
Wenn du unter starken Nachblutungen leidest, solltest du sofort zum Zahnarzt – oder zum zahnärztlichen Notdienst – gehen. Bei sehr leichten Nachblutungen kannst du auf ein sauberes Stofftuch beissen, um die Blutung durch den Druck zu stillen. Wichtig: Bitte kein Papiertuch verwenden. Das kann leicht in der Wunde hängenbleiben. Wichtig: Spucke das Blut aus und schlucke es nicht herunter, um Übelkeit zu vermeiden.
Homöopathische Globuli gegen Schwellungen und blaue Flecken
Einige Patient:innen haben positive Erfahrungen mit Homöopathie gemacht. Arnica-Globuli sollen Schwellungen und blaue Flecken verhindern können. Die Globuli können bereits einen Tag vor der OP genommen werden. Bitte beachte allerdings, dass es bisher keinen wissenschaftlichen Beweis für die Wirksamkeit von Homöopathie gibt. Positive Erfahrungen können häufig auf den Placebo-Effekt zurückgeführt werden.
Tipps für die Zeit nach der Weisheitszahn-OP
Wenn du eine Weisheitszahn-OP planst, willst du sicherlich wissen, wie du dich danach verhalten musst. Hier haben wir alle wichtigen Tipps für eine möglichst schnelle Wundheilung zusammengefasst.
1. Kühlen, kühlen, kühlen
Das beste Mittel gegen die typischen dicken Backen nach der OP ist ständiges Kühlen, sobald die Betäubung abgeklungen ist. Am besten bereitest du dir schon vor der Weisheitszahn-OP ausreichend Kühlpacks im Kühlfach oder Kühlschrank vor. Wenn du Kühlpacks verwendest, solltest du immer ein dünnes Tuch zwischen den Kühlakku und deine Haut legen, weil die Kälte sonst zu aggressiv ist. Du kannst allerdings auch einfach einen feuchten, kühlen Waschlappen verwenden.
Wärme solltest du in den ersten Tagen nach der OP unbedingt meiden und deshalb auf Sauna, Solarium und Sonnenbäder verzichten.
2. Nichts Heisses oder Hartes essen
In den ersten Tagen nach der OP sind heisse Getränke tabu. Auch auf Kaffee solltest du mindestens zwei Tage lang komplett verzichten. Damit deine Wunden möglichst schnell heilen, solltest du lieber stilles Wasser oder lauwarmen Tee (zum Beispiel Kamillen-, Pfefferminz- oder Salbeitee) trinken.
Solange die Betäubung nach der Weisheitszahn-OP noch wirkt, solltest du nichts essen. Danach darfst du weiche Speisen essen. Allgemein solltest du auf scharfe, harte und heisse Speisen verzichten, weil sie Wundheilung stören können. Harte Speisereste – wie zum Beispiel die Krümel eines Vollkornbrotes oder Nüsse – können in der Wunde hängenbleiben und eine Entzündung auslösen. Auch Milchsäurebakterien können Entzündungen verursachen. Deshalb solltest du lieber ebenfalls auf Joghurt, Milch und Käse verzichten. Dasselbe gilt für zucker- und säurehaltige Lebensmittel.
Hier eine Übersicht an Essen, das nach der Weisheitszahn-OP empfohlen wird:
- Cremesuppen
- Kartoffelpüree (ohne Milch)
- Smoothies (aus säurearmem Obst)
- Pfannkuchen
- Apfelmus
- Haferbrei (ohne Milch)
- Pudding (ohne Milch)
- Weichgekochtes oder püriertes Gemüse
- Rührei
- Weichgekochte Eier
- Fisch
- Zartes Fleisch
3. Gönn dir Ruhe
Dein Körper braucht jetzt so viel Energie wie möglich für die Wundheilung. Plane also bereits vor dem Ziehen der Weisheitszähne, wie du dir freie Zeit schaffst. Natürlich wirst du vom Zahnarzt krankgeschrieben und musst nicht zur Arbeit, Uni oder Schule gehen. Achte aber auch darauf, dass du bei anderen Verpflichtungen – zum Beispiel bei der Betreuung von Kindern oder pflegebedürftigen Verwandten – Unterstützung bekommst. Sprechen fördert – genau wie Kauen – die Durchblutung im Mundbereich. Deshalb solltest du, wenn möglich, in den ersten Tagen nach der OP wenig sprechen.
Ruhe dich möglichst viel aus und schone dich. Um Nachbluten zu verhindern, empfehlen Expert:innen das Liegen und auch Schlafen mit erhöhtem Oberkörper – idealerweise 20 bis 30 Grad.
4. Auf Sport verzichten
Nach dem Ziehen der Weisheitszähne ist Sport und andere körperliche Anstrengung mindestens eine Woche lang tabu – das gilt auch für normale Hausarbeit wie Staubsaugen – tabu. Körperliche Anstrengung erhöht nämlich die Durchblutung und kann somit Nachblutungen verursachen. Im schlimmsten Fall reisst deine Wundnaht dann auf. Auf Leistungssport solltest du sechs Wochen lang komplett verzichten. Nach vier Wochen darfst du wieder tauchen. Wenn du besondere Sportarten ausübst, sprichst du am besten mit deinem Zahnarzt, um herauszufinden, wann du wieder mit dem Sport starten kannst.
5. Auf Tabak und Alkohol verzichten
Nikotin und Alkohol verzögern die Wundheilung ebenfalls. Deshalb solltest du, nachdem dir die Weisheitszähne gezogen wurden, mindestens 24 Stunden auf Rauchen und Alkoholtrinken verzichten – idealerweise allerdings bis die Wunden komplett geheilt sind.
6. Auf Reisen verzichten
Da du dir nach der Weisheitszahn-OP eine Woche lang Ruhe gönnen solltest, damit dein Körper seine ganze Kraft in die Wundheilung stecken kann, solltest du auch keine Reisen in diesem Zeitraum planen. Nur so kannst du den Kontrolltermin wahrnehmen und bist auch bei möglichen Komplikationen in der Nähe der Arztpraxis. Besonders ungünstig sind Flugreisen: Der Druck beim Fliegen stört die Wundheilung.
7. Zähne putzen
Etwa 24 Stunden nach dem Ziehen der Weisheitszähne kannst – und solltest – du die restlichen Zähne wieder normal putzen. Dabei gilt: Putz so gründlich, wie es mit den Schmerzen und der womöglich eingeschränkten Bewegungsfreiheit möglich ist. Aussparen musst du nur die Wunde und die direkte Umgebung. Ob eine Mundspülung mit Chlorhexidin (wie beispielsweise die Perio plus Reihe von Curaprox) ) sinnvoll ist, besprichst du am besten mit deinem Zahnarzt.
Gut zu wissen:
Um das Zähneputzen nach einem chirurgischen Eingriff möglichst angenehm zu machen, hat Curaprox in Kooperation mit Prof. Dr. med. dent. N.P. Lang von der Universität Bern eine spezielle Zahnbürste entwickelt: Die CS Surgical verfügt über 12’000 extrafeine Borsten, die ganz besonders sanft zu gereiztem Zahnfleisch sind.
Quellen
Antwerpes, Frank et al: Weisheitszahn , auf: flexikon.doccheck.com
Bayerische Landeszahnärztekammer: Die Weisheitszahn-OP, Durchbruch Weisheitszahn, Weisheitszähne entfernen oder nicht?, Weisheitszähne, Sollte ich die Entfernung von Weisheitszähnen von einem Zahnarzt oder einem Oral- bzw. Kieferchirurgen vornehmen lassen? und Nach der Weisheitszahn-OP, auf: zahn.de.
Dentalplus: E Alle vier Weisheitszähne gleichzeitig ziehen?
Deutsche Gesellschaft für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie (DGMKG): S2k-Leitlinie (Langversion). Operative Entfernung von Weisheitszähnen.
Dodson, Thomas et al: Impacted wisdom teeth, in: BMJ Clinical Evidence. 2014.
Dr Gerald Gaß & Partner: Fakten rund um die Weisheitszähne – Teil 2, auf: eckhauspraxis.de.
Dr Dr K.H. Redecker & Partner: Weisheitszähne sind das Chamäleon der Kiefer- und Gesichtsschmerzen, auf: weisheitszahn.de.
Gesundheitsinformation.de: Weisheitszähne und Weisheitszähne entfernen: Ja oder nein?
Initiative proDente: Weisheitszähne und Weisheitszähne: Was tun, wenn sie entfernt werden müssen?
Jackus, Ullrich: Weisheitszähne: Warum sie oft raus müssen, auf: apotheken-umschau.de.
Updent32 Zahnärzte: Weisheitszähne - Entfernen oder Behalten, auf: zahntipps.at.
Zahnarztpraxis Dr Langenbach: Entzündung an den Weisheitszähnen: So erkennen Sie die Symptome.
ZPK Herne: Weisheitszahn OP: schmerzfreie Weisheitszahnentfernung unter Vollnarkose.
Alle Websites letztmals aufgerufen am 27.11.2023.